Burschenschaft Aldania Wien

21.10.2014:  75. Jahrestag der "Option":
 
Hitler gibt Südtirol an Mussolini preis !!

„Südtirol ist eine Perle unter den italienischen Landen,
ich werde sie in jene Fassung bringen, die dieser Perle würdig ist“.

Adolf Hitler, bei seinem Besuch bei Benito Mussolini am 7.5.1938.

 

Als Hitler am 7.5.1938 auf dem Weg nach Rom durch Innsbruck und weiter über den Brennero ins Alto Adige fuhr, da bewunderte er von seinem Zugfenster aus die prachtvolle und majestätische Berglandschaft, die grünen Wiesen und freute sich an dem malerischen Anblick, den ihm der Ort Vipiteno bot. Und als er dann nach Bolzano kam und sein Zug langsam durch den Bahnhof rollte, öffnete er das Fenster und genoss den Jubel der winkenden Menschen. Und er dachte bei sich, ganz umrauscht von den Glücksgefühlen, die ihm der tosende Jubel der Menschenmenge der italienischen Stadt Bolzano bereitete, wie weit er es doch gebracht hatte, beginnend als kleiner Gefreiter in der österreichisch-ungarischen Armee und nun als der unumstrittene Führer der westlichen Welt. Er beugte sich zum Fenster hinaus, winkte den Menschen zu und genoss den Jubel.

Doch als er plötzlich einige wenige für ihn unverständliche Worte hörte und er den Schaffner fragte, was denn das für eine Sprache sei, und dieser ihm antwortete „das ist doch deutsch, das ist tirolerisch“, spürte er eine eigenartige Beklemmung und Wut in sich aufsteigen, die sich erst ein bisschen zu legen begann, als er durch den Ort Salorno fuhr und er wieder die italienischen Worte der ansässigen Bevölkerung vernahm.

Und er dachte bei sich, wie es denn sein könne, dass im rein italienischen Alto Adige einige deutsche Worte zu hören seien, das dürfe doch nicht sein! Da muß ich doch etwas dagegen tun!

Und er nahm sich vor, mit Mussolini ein ernstes Wörtchen zu reden ...


Am 21.10.1939 tritt das "Optionsabkommen", das zwischen dem nationalsozialistischen Führer Adolf Hitler und dem faschistischen Duce Benito Mussolini ausgehandelt worden war, in Kraft.

Es sah für die deutsche Bevölkerung Südtirols die Wahlmöglichkeit ("Option") zwischen der Reichsdeutschen oder der italienischen Staatsbürgerschaft vor.


Die Ausgangslage

Die gefürstete Grafschaft Tirol-Vorarlberg war ein Teil des Kaisertumes Österreich, das vom Deutschen Kaiser Franz II. 1804 begründet wurde. Dieser nannte sich von da an Kaiser Franz I. von Österreich. Vorher war Tirol ein Teil des Heiligen Römisch-Deutschen Reiches (auch Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation genannt); die Habsburger waren seit 1363 die Landesherren von Tirol.

Das Land Tirol reichte bis zum Gardasee, die Grenze lag bei Borghetto, nahe der österreichischen Stadt Rovereto (siehe Karte unten). Südlich von Tirol lagen die ebenfalls österreichischen Länder Königreich Lombardei und Königreich Venedig (König war der österreichische Kaiser Franz Joseph I.). Als dann 1861 das Königreich Italien gegründet wurde, bildete die Grenze bei Borghetto - Rovereto die Staatsgrenze zu Italien.

Tirol bestand im Wesentlichen aus 2 Teilen: Das nördliche Tirol, nördlich des Brenners gelegen, mit der Stadt Innsbruck; sowie Südtirol, das sich selbst wiederum in 2 Teile gliederte, und zwar in die heutige Provinz Bozen (dem deutschen Teil), sowie in die heutige Provinz Trient (dem italienischen Teil Trentino südlich der Salurner Klause, auch Welsch-Tirol genannt). Die Salurner Klause, eine Engstelle im Etschtal, bildet eine scharfe Volkstums- und Landschaftsgrenze. Nördlich haben die Dörfer das typische deutsch-alpenländische Aussehen und südlich davon das typische italienisch-mediterrane Aussehen.

Heute wird das Trentino, das einstige Welschtirol, mit der Hauptstadt Trient, italienisch Trento, nicht mehr zu Südtirol gezählt, wohl aber noch zu Tirol. Interessant ist, dass die Südtiroler Zeitung „Dolomiten“ das Land Tirol korrekt bis zum Gardasee abbildet.

Die Bevölkerung Südtirols

Tirol

Vor dem ersten Weltkrieg war das heutige Südtirol ein Teil von Österreich-Ungarn und war von einer großen deutschen Mehrheit besiedelt.

Laut der Volkszählung von 1910, in der zwischen vier Sprachgruppen unterschieden wurde, sprachen 89 % deutsch, 3,8 % ladinisch und 2,9 % italienisch bei insgesamt 251.000 Einwohnern.

Jahr

1910
1921
1939
1953
1961

Deutsche

89,0 %
75,9
 
 
62,2

Italiener

  2,9 %
10,6
25
34
34,3

Die Ladiner bilden eine eigene romanischsprachige Volksgruppe, deren Siedlungsgebiete in den Provinzen Bozen, Trentino und Belluno liegt; in Südtirol hauptsächlich im Grödnertal. Diese Volksgruppe erlitt ebenfalls ein ähnliches Schicksal, das hier aber nicht betrachtet wird.


Bestrebungen gegen Ende des 1. Weltkrieges

Noch während des Weltkrieges, als schon das Ende abzusehen war, machte man sich in Wien Gedanken über das zukünftige Land Österreich. Denn die tschechischen Politiker der österreichischen Länder Böhmen und Mähren proklamierten am 26. September 1918 ihren eigenen Tschechoslowakischen Staat und die Kroaten, Serben und Slowenen bildeten am 6. Oktober 1918 in Agram (Zagreb) ihren eigenen Nationalrat, der in weiterer Folge zur Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) führte. Auch in Österreich proklamierte am 21. Oktober 1918 die provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs feierlich das Recht auf Selbstbestimmung und eigene unabhängige Staatlichkeit.

Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, der Burschenschafter Viktor Adler (Burschenschaft Braune Arminia Wien) sagte:

„Wir erkennen das Selbstbestimmungsrecht der slawischen und romanischen Völker ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung an. Wir fordern es ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung auch für unser deutsches Volk“.

Am 24. Oktober 1918 erfolgte die Grenzziehung des neuen Staates Deutschösterreich. Das ganze deutsche Siedlungsgebiet der Monarchie Österreich - Ungarn, insbesondere auch jenes der Sprachinseln, sollte als Gebiet des neuen Landes berücksichtigt werden. Das hieß, nicht nur die deutschen Gebiete in Böhmen und Mähren, sondern eben auch das geschlossenen deutsche Siedlungsgebiet Südtirols bis zur Salurner Klause. Am 22. November 1918 erfolgte die Erklärung der Provisorischen Nationalversammlung über die Grenzen des Staatsgebietes.

Die provisorische Nationalversammlung gründete am 30. Oktober die „Republik Deutschösterreich“. Es wurde ein Staatsrat gewählt, dessen Vorsitzender der Burschenschafter Franz Dinghofer (Burschenschaft Ostmark Graz) war. Dieser verkündete vom Balkon des Landhauses in der Herrengasse der harrenden Bevölkerung die Gründung. Eine an Präsident Wilson gerichtete Note lautete:

„Der neue Staat beansprucht die Gebietshoheit über all jene Gebiete des bisherigen Österreich, in denen Deutsche die Mehrheit der Bevölkerung bilden.
Er erkennt den anderen Nationen der Monarchie das Recht zu, ihre Stellung in voller Freiheit zu bestimmen und fordert dasselbe Recht auch für die deutsche Nation!“

Die sozialdemokratische Partei veranstaltete am nächsten Tag, dem 31. Oktober ihren Parteitag und erklärte:

„Deutsch-Österreich ist, auf sich selbst gestellt, kein wirtschaftlich lebensfähiges Gebilde. Wollen sich die anderen Nationen von Deutsch-Österreich vollständig trennen, dann muß die deutsch-österreichische Republik als ein selbständiger Bundesstaat dem Deutschen Reich beitreten“.

Deutlich wurde hier der Anschluss von der sozialdemokratischen Partei gefordert.

Am 12. November 1918 erfolgte nach der Verzichtserklärung des letzten österreichischen Kaisers Karl von Habsburg-Lothringen die Gründung der „Republik Deutschösterreich“ und die einstimmige Annahme des Gesetzes über die Errichtung der Republik und den Anschluss an das Deutsche Reich. Vom Burschenschafter und Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung Franz Dinghofer wurde von der Rampe des Parlamentes die Republik mit den Worten ausgerufen:

Der Burschenschafter Franz Dinghofer rief:

„Die alte Zeit ist vorüber, eine neue, freiere, friedlichere und frohe Zukunft bricht an. Das Ziel unserer politischen Entwicklung, die Vereinigung mit der jungen Republik Deutschland, ist erreicht!“


Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg tat am 3. November 1918 der Waffenstillstand mit Italien in Kraft, aber am 4. November wurde der italienische Teil Tirols, das Trentino, besetzt und ab dem 5. November wurde Südtirol, das noch immer zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte, von italienischen Soldaten besetzt. Diese drangen sogar weiter nach Norden vor und besetzten Innsbruck sowie das Inntal, das bis zur Räumung Ende Jänner 1920 italienisch besetzt blieb.

Die Südtiroler deutsche Bevölkerung war über die Besetzung entsetzt. Denn im Krieg hatte man erfolgreich die Grenze unter großen Opfern, auf beiden Seiten!, verteidigt und kein einziger italienischer Soldat hatte österreichischen Boden betreten. Und jetzt im Waffenstillstand strömten italienische Soldaten nach Norden!

Nach der Gründung der Republik Deutschösterreich am 12. November 1918 gehörte Südtirol rechtlich zu Österreich, denn die Prämisse der Gründung sah als Hoheitsgebiet die Länder mit deutscher Bevölkerung der ehemaligen Monarchie vor. Somit gehörte auch der südliche Teil Tirols, das mehrheitlich italienisch besiedelte Trentino nicht zu Österreich. In der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich in Wien arbeiteten auch sieben Abgeordnete aus Südtirol mit.

Von allen Seiten wurden nun Überlegungen über die Zukunft Südtirols angestellt. Von Vertretern der Tiroler Volkspartei und der Deutschfreiheitlichen Partei Südtirols wurde schon am 4. November der „Provisorische Nationalrat für Deutsch-Südtirol“ gegründet, der unter dem Vorsitz des Bozner Bürgermeisters Julius Perathoner stand. Diese Gründung rief allerorten Freude und Begeisterung hervor, hoffte man doch, dadurch dem Schreckgespenst einer Zerreißung Tirols zu entkommen. Dieser Nationalrat hat auch ein eigenes Amtsblatt herausgegeben und es war geplant, eigenes Geld sowie eigene Steuern einzuführen.
Er rief am 16. November 1918 die „Unteilbare Republik Südtirol“ aus. Das war wohl rechtlich nicht ganz einwandfrei, denn Südtirol war ja ein Teil der am 12. November 1918 gegründeten Republik Deutschösterreich, aber auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes, das jedem Land die Entscheidungsfreiheit über die eigene Zukunft zubilligt, wohl gut gemeint. Die Gründung war aber doch etwas unrealistisch und wurde von der italienischen Militär-Besatzungsregierung nicht anerkannt. Am 19. Jänner 1919 löste die italienische Militärregierung den Südtiroler Nationalrat gewaltsam auf, da „derselbe weder von der österreichischen Regierung, noch vom italienischen Kommando eingesetzt oder bestätigt worden ist“. Doch was konnte man dagegen machen, wenn das Land von fremden Truppen besetzt war, und man selbst keine Macht mehr hatte, diese zu vertreiben. Der Spruch „Wer die Macht hat, hat das Recht“ galt einmal mehr.

Der Alliierte Kriegsrat der späteren Sieger England, Frankreich, Sowjetunion und USA behandelte schon am 30. Oktober 1918 das Thema Waffenstillstandslinie zwischen Italien und Österreich-Ungarn und folgte einstimmig dem 1915 in London abgeschlossenen Geheimvertrag mit Italien, der die Brennergrenze vorsah. Auch der Vertreter der USA stimmte dem zu.

Dieser Geheimvertrag vom 26. April 1915 sah die Anerkennung von territorialen Ansprüchen vor, wenn Italien bis zum 24. Mai an der Seite der Entente in den Krieg gegen Österreich-Ungarn eintritt. Versprochen wurden Italien Südtirol bis zum Brenner, Istrien, Triest, Dalmatien. Österreich, das von diesem Vertrag keine Kenntnis hatte, versuchte durch weitreichende Zugeständnisse den durch den Dreibundvertrag an Österreich gebundenen Partner vom Kriegseintritt gegen Österreich abzuhalten. So offerierte Österreich das italienische Tirol, das Isonzogebiet, Triest, eine italienische Universität in Triest. Nur Deutsch-Südtirol stand außer Debatte. Italien erklärte am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg. Der italienische Kriegstreiber Gabriele d'Annunzio log der italienischen Bevölkerung vor, dass sie für die Wiedererlangung „unerlöster Gebiete“ kämpfen würde, obwohl Österreich diese Gebiete schon an Italien abzutreten bereit war.

Somit wurde auch der Friedensvertrag von St. Germain zwischen der Entente und Österreich dermaßen ausgearbeitet, dass Südtirol an Italien abzutreten sei. Der Vertrag kam ohne Mitarbeit Österreichs zustande und wurde der österreichischen Delegation zur Unterschrift vorgelegt. Was blieb anderes übrig, als ohnmächtig zu unterschreiben?

Am 6. September 1919 stimmte die Nationalversammlung in Wien dem Diktat zu. Die Tiroler Abgeordneten beteiligten sich zum Zeichen des Protestes nicht an der Abstimmung. Es war auch die letzte Sitzung der Südtiroler Abgeordneten. Eduard Reut-Nicolussi ergriff zum letzten Mal das Wort. Er hielt in der leidenschaftlichen, vom Schmerz über das Diktat bestimmten Debatte eine sehr emotionale und Aufsehen erregende Rede:

„Jedes Pathos ist heute zwecklos.

Es ist unmöglich, jene Gefühle zu schildern, welche einen Mann beseelen, der in den Reihen der Tiroler Jäger gegen Italien gekämpft, der beim Schutz seines Vaterlandes sein Blut vergossen hat und jetzt mit seinem Volk in die Knechtschaft wandert. Nur eins kann ich sagen: Gegenüber diesem Friedensvertrag haben wir mit jeder Fiber unseres Herzens mit Zorn und Schmerz nur ein Nein, ein ewiges und unwiderrufliches Nein !

Es wird jetzt in Südtirol ein Verzweiflungskampf beginnen, um jeden Bauernhof, um jedes Stadthaus, um jeden Weingarten. Es wird ein Kampf sein mit allen Waffen des Geistes und mit allen Mitteln der Politik.“

Eduard Reut-Nicolussi sprach über das harte Schicksal Südtirols und beschwor die von den österreichischen Spitzenpolitikern versprochene geistige Landeseinheit mit Südtirol, und ermahnte die Politiker, dass sie sich mit der Teilung des Landes Tirol und der Fremdherrschaft in Südtirol nie abfinden sollen.


Eduard Reut-Nicolussi

Eduard Reut-Nicolussi stammte aus der deutschen Sprachinsel Lusern (östlich von Trient in Welschtirol-Trentino gelegen). Er war als Tiroler Landtagsabgeordneter Mitglied der konstituierenden österr. Nationalversammlung, in der er eben am 6.9.1919 im Namen Südtirols von Österreich Abschied nahm. Er war Mitgründer des Andreas Hofer-Bundes für Tirol und Obmann der Tiroler Volkspartei Südtirols, sowie Obmann des „Deutschen Verbandes“ (DV), einem Zusammenschluss der katholisch-konservativen „Tiroler Volkspartei“ mit der großdeutschen „Freiheitlichen Partei“.

Reut-Nicolussi war in Bozen als Rechtsanwalt tätig, unter anderem verteidigte er sozialdemokratische Gewerkschafter vor Gericht. Anläßlich seiner Strafverteidigung zweier Hilfslehrerinnen wegen verbotenem Deutschunterrichts wurde er 1927 von der Anwaltsliste gestrichen. Daraufhin und weil inzwischen der DV von den Faschisten verboten worden war, flüchtete er nach Innsbruck. Dort verfaßte er das aufrüttelnde Buch „Tirol unterm Beil“.

Reut-Nicolussi setzte sich auch in weiterer Folge unermüdlich für seine Heimat ein und nahm dafür allerlei Unbill in Kauf.

Eduard Reut-Nicolussi war Mitglied beim CV Austria Innsbruck.

 

Der Wiener Sozialdemokrat Karl Seitz sagte zur Abtrennung Südtirols:

„Den Brüdern im bedrohten Land rufen wir zu, daß wir mit jeder Faser unseres Herzens ihren Befreiungskampf begleiten und daß kein Deutscher ruhen und rasten wird, ehe nicht das gesamte deutsche Volk jede Fremdherrschaft abgeschüttelt hat“.

Die Nationalversammlung fasste den feierlichen Protestbeschluss:

„Die Nationalversammlung weiß sich eins mit allen Bürgern dieses Landes und spricht aus ihrer aller Herzen, wenn sie über die Abtretung der Deutschen Südtirols von ihrem einheitlichen Heimatlande Tirol, von den übrigen deutschen Alpenlanden und damit von ihrer Nation vor der gesamten Kulturwelt Klage und Protest erhebt.

So innig, wie die natürliche Gemeinschaft des Blutes und der Sprache, welche den Wechsel der Staatsformen überdauert, wird uns mit ihnen jene tiefe Sympathie dauernd verbinden, die aus den Jahrhunderten gemeinsamer Geschichte und gleicher Schicksale erwachsen ist.“


Manche Italiener gegen die Annexion Südtirols

Aber nicht alle in Italien wollten eine Annexion Südtirols. Einige italienische Sozialisten wollten bei der Festlegung der italienischen Grenze dem Gedanken des Selbstbestimmungsrechtes folgen und demnach nationale Grundsätze angewendet wissen. Doch sie blieben in der Minderheit. Der Sozialist Leonida Bissolati wurde bei der Präsentierung der Ablehnung einer Annexion Südtirols in der Mailänder Scala vom Faschisten Mussolini niedergeschrien.

Der italienische König Viktor Emanuel III. war sich der Problematik der Eingliederung eines Landesteiles, das eine andere ethnische Zugehörigkeit aufweist, durchaus bewusst. So sagte er in seiner Thronrede am 1. Dezember 1919:

„Die neuen an Italien angegliederten Gebiete stellen uns vor die Lösung neuer Aufgaben. Unsere freiheitliche Tradition wird uns den Weg weisen, auf dem wir bei vollster Achtung der lokalen autonomen Einrichtungen und Gebräuche deren Lösung finden werden.“

Benito Mussolini dürfte nicht zugehört haben …


Die Annexion

Auf Grund des Vertrages von St. Germain wurde am 10. Oktober 1920 das gesamte Tirol südlich des Brenners annektiert und damit dem italienischen Königreich zugeschlagen. Am 10. Oktober 1920, dem Tag der Annexion, schrieben die Bozner Nachrichten:

Uns geschieht Unrecht!

Südtiroler!

Mit dem heutigen Tage ist die Einverleibung Südtirols in das Königreich Italien vollzogene Tatsache. Damit ist das alte Land Tirol in zwei Teile zerrissen. Südtirol ist das Opfer des Friedensvertrages geworden, der uns trotz des feierlich verkündeten Selbstbestimmungsrechtes von unseren Volksgenossen losreißt.

 

Wir Südtiroler haben die unerschütterliche Hoffnung, daß der Tag kommen wird, an welchem uns Gerechtigkeit und weitschauende Politik die nationale Befreiung bringen wird.

Südtiroler! Aufrecht wollen wir den heutigen Tag über uns ergehen lassen! Wir fordern Euch auf, jede Ungesetzlichkeit zu vermeiden und mit Ruhe und Würde das Schicksal zu ertragen!

Südtirol, 10. Oktober 1920.

Die deutschfreiheitliche Volkspartei in Südtirol
Die sozialdemokratische Partei in Südtirol
Die Tiroler Volkspartei.


Ettore Tolomei

Einen wesentlichen Anteil an allen Ereignissen hatte der italienische Nationalist Ettore Tolomei, der sich schon als Student für die „Wasserscheidentheorie“ begeisterte, derzufolge die Staatszugehörigkeit gemäß der Wasserscheide und Entwässerung zu erfolgen habe und daher der Alpenhauptkamm (Brennerpass) die natürliche Nordgrenze Italiens sei. Das war eine vollständig unwissenschaftliche und aus der Luft gegriffene Behauptung, die Wasserscheide mag wo anders Grenze sein oder auch nicht; hier ist die Anwendung dieser Theorie reine Willkür. Außerdem war der Brenner noch nie im Laufe der Geschichte Staats- oder Landesgrenze.

Eine weitere falsche und geradezu skurrile Behauptung war, dass die Südtiroler Bevölkerung ja eigentlich ethnisch italienisch sei und nur die deutschen Namen angenommen habe. So sprach Mussolini, der ja die Argumente von Tolomei übernahm, im Jahre 1927: „Dort (in Südtirol) gibt es nur eine Minderheit von Italienern, die einen deutschen Dialekt als Umgangssprache reden, und sie sprechen ihn erst seit einem halben Jahrhundert.“ Mussolini datiert also das Jahr der deutschsprachigen Namensannahme der italienischen Bevölkerung mit ca. 1877. Und von da an seien sie „Italiener mit deutschem Namen gewesen!“.
Geschichtsklitterung ist dazu ein reichlich verharmlosender Ausdruck.

Tolomei beschäftigte sich schon in den 90er Jahren des Vorvorigen Jahrhunderts mit der Italienisierung der deutschen Namen. Er erfand für nicht existierende italienische Namen zahlreiche neue Wörter. So nannte er den Brenner „Pirene“, denn einen italienischen Namen gab es ja nicht, erst später wurde er sozusagen „umgetauft“ und dann Brennero genannt; den Reschenpass nannte er „Passo Raseno“ und später „Passo die Resia“. Auch für Südtirol erfand er mehrere Namen: „Trentino Superiore“, dann „Valdadige Superiore“ und, erst 1916, Alto Adige. Er „übersetzte“ die deutschen Orts-, Flur- und Familiennamen ins italienische. Im Mai 1916 gelingt es Tolomei, in der „Königlich Geografischen Gesellschaft Italiens“ eine Kommission einzusetzen, die sich mit der Toponomastik des noch zu „erobernden Gebietes“ zu befassen hatte. Damit gab er dem ganzen Schwindel einen seriösen wissenschaftlichen Anstrich.

1904 besteigt Tolomei den Klockerkarkopf im hinteren Ahrntal, nahe der Birnlücke, bezeichnetet sich als Erstbesteiger, obwohl über diesen Berg schon 1897 in der Alpenvereinsschrift publiziert worden ist. Aber er nennt ihn „Vetta d'Italia“ (der Scheitel Italiens) und macht ihn so zum nördlichsten Punkt Südtirols und damit „Italiens“. So fälschte er die Landkarten, die auf der Friedenskonferenz in St. Germain vorgelegt worden waren und präsentierte sie dort persönlich. Der nördlichste Punkt Südtirols „Vetta d'Italia, der Scheitel Italiens“, das überzeugte den amerikanischen Präsidenten Wilson!

Und der vergaß daraufhin seine eigenen aufgestellten Grundsätze: Noch in seinem 14-Punkte-Friedensprogramm vom Jänner 1918 versprach er, die „Berichtigung der italienischen Grenzen nach klar erkennbarem nationalem Besitzstand“ zu regeln, aber in dem Friedensdiktat lautete es dann anders ...

Mit der militärischen Besetzung Deutschsüdtirols durch italienische Truppen beginnt für Tolomei die hohe Zeit; bereits im Oktober 1918 wird er zum Leiter der Kultur-Kommission im Bozner Museum bestellt. Er verfolgt folgende Ziele:

  • Durch die italienische Toponomastik den historisch begründeten Anspruch Italiens auf Deutschsüdtirol der Entente zu beweisen, siehe Landkartenfälschung.
  • Denkmäler, die auf das Deutschtum hinweisen, zu entfernen und durch „römische“ zu ersetzen: Tiroler Adler in Eisen auf Brücken, Denkmal des Erzherzog Heinrich, Sisi-Denkmal in Meran, Waltherdenkmal in Bozen, das Katharina-Lanz-Denkmal (das bezeichnete er als ein „Symbol des Deutschtums gegen die Italianitá der Dolomitentäler“) verschwand ins Kriegsmuseum nach Rovereto. Auch deutsche Grabinschriften wurden ausgemeißelt.
  • Die Bevölkerung entweder italienisch zu machen, das Land mit italienischen Menschen aus den südlichen Provinzen zu überschwemmen oder deutsche Menschen auszusiedeln.

Zwischenkriegszeit - Tiroler Leid

Am 15. Mai 1921 fanden die Wahlen zum Römischen Parlament statt, es zogen vier Abgeordnete aus Südtirol ein: Dr. Eduard Reut-Nicolussi, Graf Friedrich von Toggenburg, Dr. Wilhelm von Walther und Karl Tinzl. Sie waren Abgeordnete des „Deutschen Verbandes“ (DV), einem Zusammenschluss der katholisch-konservativen „Tiroler Volkspartei“ mit der großdeutschen „Freiheitlichen Partei“. In der Rechtsverwahrung dieser ersten gewählten Südtiroler Volksvertreter in Rom am 21. Juni 1921 stellten die Abgeordneten klar, dass das Königreich Italien keinerlei historische oder nationale Rechtstitel auf Südtirol hat geltend machen können, sondern nur unter Berufung auf geographisch - natürliche Grenzzüge und „daraus sich ergebende strategische Notwendigkeit“ die Annexion Südtirols verlangt und erhalten hat.

Bei seiner ersten Rede im Parlament kritisierte Wilhelm von Walther die Annexion und sagte:

„Da geographische Linien aber für den Verlauf von Staatsgrenzen durchaus nicht eine allgemeine Gültigkeit haben, der Brenner überhaupt noch niemals im Laufe der Geschichte eine Staats- oder Landesgrenze bildete, und jedenfalls geographische Formationen niemals einen Rechtstitel für eine Volkszerreißung bilden können, strategische Erfordernisse aber in anderer Form zu befriedigen möglich gewesen wäre, so kann Südtirol in der Vorenthaltung seines Selbstbestimmungsrechts für immer nur einen Akt der Unterdrückung erblicken, gegen welchen es im Augenblick der Entsendung seiner Vertreter ins römische Parlament seine förmliche Rechtsverwahrung einzubringen verpflichtet ist“.

Die vier Abgeordneten setzten sich unermüdlich für die guten Belange Südtirols ein, konnten aber im gesamten gesehen nicht viel erreichen. Auch verliefen die Bestrebungen nach Errichtung einer Autonomie, zahlreiche diesbezügliche Veranstaltungen wurden abgehalten, auf Grund des starken Druckes der faschistischen Schwarzhemden im Sande.

Im gesamten gesehen, waren die ersten beiden Jahre, die Südtirol im Königreich Italien verbrachte, durchaus friedlich.

Es kam aber doch zu gewaltsamen Übergriffen von italienischen Faschistenhorden. So wie am 24. April 1921, am Bozner „Blutsonntag“, als bei einem Überfall einer faschistischen Gruppe auf einen Trachtenumzug, den der Gewerkschaftsbund veranstaltet hatte, der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer erschossen wurde. Und am 2. Oktober 1922 zogen 700 italienische Faschisten nach Bozen, es war der „Marsch auf Bozen“, und besetzten das Rathaus unter den Augen der Polizeikräfte, die dagegen nicht einschritten.

Am 30. Oktober 1922 übernahm Benito Mussolini nach dem Marsch auf Rom die Herrschaft, es wurde das faschistische Regime eingeführt. Sofort wurde mit einer brutalen Italienisierung, heute würde man „ethnische Säuberung“ sagen, begonnen, die nach den Rezepten des Nationalisten Ettore Tolomei erfolgte. Tolomei verkündete im Auftrage Mussolinis am 15. Juli 1923 im Stadttheater von Bozen das Regierungsprogramm zur Italienisierung Südtirols. Jetzt begann für die deutsche Bevölkerung ein unvorstellbarer Leidensweg.

Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde im Amt und in öffentlichen Einrichtungen, wie etwa der Eisenbahn, verboten. Der Südtiroler Bauer, der vielleicht nur einmal im Leben in Bozen war, mußte plötzlich in seiner Heimat in der ihm fremden „Amtssprache“ italienisch sprechen!

Tiroler Leid

Für die deutsche Bevölkerung begann ein unvorstellbarer Leidensweg. Sofort wurde mit einer brutalen Italienisierung begonnen. Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde verboten. Der Südtiroler Bauer, der vielleicht nur einmal im Leben in Bozen war, mußte plötzlich in seiner Heimat in einer ihm fremden Sprache sprechen! Sein Name, vielleicht Innerkofler, Maier, Tschurschenthaler oder Huber wurde ins Italienische übersetzt, desgleichen alle Ortsnamen. Natürlich wurden auch alle deutschen Zeitungen eingestellt und der deutsche Schulunterricht verboten.

Immer öfter kam es zu gewaltsamen Übergriffen von italienischen Faschistenhorden. So wie am 24.4.1921, als bei einem Überfall einer faschistischen Gruppe auf einen Trachtenumzug, den der Gewrkschaftsbund veranstaltet hatte, Franz Innerhofer erschossen wurde.

Am 2. Oktober 1922 zogen 700 italienische Faschisten nach Bozen und besetzten das Rathaus unter den Augen der Polizeikräfte, die dagegen nicht einschritten.

Auch kam es zu einer systematisch organisierten Zuwanderung italienischer Arbeiter- und Beamtenfamilien, meist aus Süditalien und Sizilien. So wuchs die Einwohnerzahl Bozens durch italienische Zuwanderer von 30.000 Einwohnern (1910) auf 120.000 !!.

 

Alle Orts- und Flurnamen wurden ins Italienische übersetzt, bzw. die schon früher erfolgten „Übersetzungen“ Tolomeis übernommen, alle Schilder übermalt. Auch ca. 20.000 deutsche Familiennamen wurden übersetzt, da diese Leute ja nach Meinung Tolomeis „Italiener waren, die ihre Namen irgendwann eingedeutscht hatten“. Was mußten Familien mit dem Namen „Innerkofler“ oder „Tschurtschenthaler“ da erleiden!

Der Gebrauch des Namens „Tirol“ wurde verboten, ab jetzt hieß es „Alto Adige“ bzw. „Hochetsch“.

Natürlich wurden auch alle deutschen Zeitungen verboten, nur die faschistische Alpenzeitung durfte erscheinen. Erst ab 1927 durften nach der Intervention von Kanonikus Gamper beim Vatikan die „Dolomiten“ aus dem katholischen Verlagshaus Athesia sowie einige andere Zeitungen in deutscher Sprache erscheinen. Natürlich wurden sie zensiert, es gab keine Meinungsfreiheit.

Das schlimmste aber war das Verbot des deutschen Schulunterrichtes, auch die meisten kirchlichen Schulen mußten zusperren. Der Unterricht erfolgte dann im Untergrund, in den „Katakombenschulen“, wo unter der ständigen Gefahr des Auffliegens ein deutschsprachiger Unterricht geboten wurde. Auch hier war Kanonikus Gamper federführend. Gamper war Mitglied in der katholischen Verbindung Tirolia Innsbruck im KV, sowie Ehrenmitglied bei Laurinia Padua im CV.

Auch kam es zu einer systematisch organisierten Zuwanderung italienischer Arbeiter- und Beamtenfamilien, meist aus Süditalien und Sizilien, die in groß angelegten Industriegebieten arbeiteten und wohnten. So wuchs die Einwohnerzahl Bozens von 1921 bis 1939 von 26.429 Einwohnern auf 58.134; und die Zahl der Italiener im gleichen Zeitraum wuchs von 5.839 auf 36.050.


Was wurde eigentlich gegen dieses
schreiende Unrecht unternommen?

  • Von der österreichischen Regierung: Wenig bis nichts.
    • Wien war peinlichst darauf bedacht, Italien nicht zu irritieren.
    • Bereits 1920 wurde in einem Abkommen die alleinige Zuständigkeit Italiens für die Behandlung der Minderheiten auf seinem Territorium anerkannt. ( !! )
    • Auch im Freundschaftsvertrag vom Februar 1930 fand die Südtirolfrage keine Erwähnung.
    • Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 brauchte man Italien als Rückendeckung.

  • Von der sozialdemokratischen Partei Österreichs:

    Broschüre der SPÖ,
    erschienen im Vorwärts-Verlag:

    Nur von der österreichischen sozialdemokratischen Partei erschien im Jahre 1931 eine Broschüre mit dem anklagenden Titel "Südtirol verrecke!", wo sie den ständestaatlichen sowie nationalsozialistischenen Südtirol - Verrat angeprangert hatten:

    "So schmachtet deutsches Land in grausamer Unterjochung und Not und alle Kulturmenschen sind sich einig in der Verachtung für die Bedrücker Südtirols"

     

    Beispiel für einen ständestaatlichen Verrat:

  • Kanzler Ignaz Seipel führte in einem Brief an Mussolini aus, daß die Südtiroler sich in ihren Beschwerden an Mussolini zu wenden hätten.
  • von Kanzler Rudolf Ramek: siehe weiter unten
  • Tirol tat etwas mehr: Der im Mai 1919 gegründete Andreas-Hofer-Bund, einer der Mitgründer war der Abgeordnete Eduard Reut-Nicolussi, entfaltete eine lebhafte Aktivität für eine Rückgliederung Südtirols an Österreich, die aber (nachträglich betrachtet) auch nicht viel brachte.
  • Weimarer Republik: Berlin brauchte auf Italien keine Rücksicht nehmen und im Berliner Reichstag und in den Länderparlamenten würde die Südtirolfrage lebhaft diskutiert. Der Grund ist in der deutschen Außenpolitik zu suchen, da schon unter dem Außenminister und Burschenschafter Gustav Stresemann Europapolitik betrieben wurde, die ein deutsches Reich unter Einschluß aller Volksgruppen in Europa als wichtiges Ziel definierte. Am 9. Februar 1926 hielt Stresemann im Reichstag von Berlin im Zuge der Südtiroldebatte eine vielbeachtete Rede.
  • Der Bayerische Landtag kritisierte die Italienisierung auf das Schärfste und sprach 1926 von "unseren Südtiroler Brüdern" und protestierte heftig gegen die "brutale Vergewaltigung des Deutschtums".

    Italien hat sich daraufhin bemüht, die Italienisierung ohne Exzesse voranzutreiben.

Natürlich wurde im privaten und halboffiziellen Bereich kräftig gegen die Italienisierung Stellung genommen. Zahlreiche Vereine waren um das Wohl Südtirols besorgt und veranstalteten eine rege Tätigkeit. Der Deutsche Schulverein war eine Gründung von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um das Deutschtum in Südtirol besorgt zeigten, und veranstaltete Vorträge und Informationsseminare. Wichtige Mitglieder waren die beiden Burschenschafter Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer (beide Burschenschaft Braune Arminia Wien), die beide auch Sozialdemokraten waren. In ihrer Partei und beim Deutschen Schulverein konnten sie die guten humanitären Grundsätze, die sie im Fuxenunterricht gewonnen hatten, gut anwenden. Auch in den „Burschenschaftlichen Abenden“ der einzelnen Korporationen wurden Vorträge und Diskussionsabende über Südtirol gehalten.

Der Schulverein Südmark veranstaltete am 28.2.1926 in der Volkshalle des Wiener Rathauses eine Kundgebung gegen diese Vergewaltigung Südtirols. Der Redner aus Tirol Dr. Walter Pembaur sagte unter anderem: Als Tiroler stelle ich fest, daß die Boykottbewegung nicht dem Staate Italien, nicht dem Volke Dantes gilt, sondern nur dem Regime Mussolinis. Weiters sprach er darüber, daß Mussolini selbst gesagt habe, daß er die letzten Reste des Deutschtums ausrotten wolle und daß er die welsche Trikolore auch über den Brenner nach dem Norden tragen könne. Aber der Kanzler Dr. Rudolf Ramek (Christlichsoziale Partei) habe die Sache Südtirols verraten, als er den von den Faschisten verwedeten Ausdruck „Oberetsch‟ verwendete und meinte, daß dies eine innere Sache Italiens sei. In dieser Angelegenheit sei Tirol der Ansicht, und darin seien sich alle Parteien einig, daß das Südtirolproblem vor den Völkerrat gehöre. Dann wurde von allen Anwesenden eine diesbezügliche Resolution an die Bundesregierung beschlossen.

Als am 23.7.1928 das 10. Deutsche Sängerbundfest in Wien zum 100. Todestag Franz Schuberts stattfand und 185.000 Sänger und Zuhörerer in der Sängerhalle im Prater den sozialdemokratischen Wiener Bürgermeister Karl Seitz begeistert „Ein Rausch der Freude ist über uns gekommen, über diese Manifestation des Zusammenschlusses aller Deutschen‟ ausrufen hörten, und als am Sonntag das Fest den Höhepunkt erreichte und beim Festzug 200.000 Teilnehmer, die in 8 1/2 Stunden vor hunderttausenden pausenlos den Sängern zujubelnden Zuschauern gingen, da gedachte man auch an das geteilte Tirol:
Mittendrin im Festzug klaffte eine Lücke und drei Männer trugen ein Schild mit dem einen Wort „Südtirol‟.
Da verstummte der Jubel.


Hoffnung auf das Deutsche Reich

Allmählich aber wurde allen deutschen Südtirolern klar, daß von Österreich keine große Hilfe zu erwarten war. Und auch die Spitzen, die Berlin und München hin und wieder sandten, wurden schon bald als kaum erfolgversprechend gewertet.

Immer mehr Südtiroler orientierten sich daher erwartungsvoll an der proklamierten Ideologie der Volksgemeinschaft im neuen Deutschland Adolf Hitlers. Denn der sprach ja unentwegt von der Kraft der neuen Volks-Bewegung.

Als 1938 Hitler seine österreichische Heimat an das Deutsche Reich anschloss, schöpften viele Südtiroler neue Hoffnung auf Loslösung vom italienischen Staat und Wiedervereinigung mit dem übrigen Tirol, das nunmehr im nationalsozialistischen Deutschen Reich lag.

Doch Hitler hatte andere Pläne. Hitler räumte dem Bündnis mit Italien oberste Priorität ein: Die Achse Berlin-Rom galt ihm als wichtigste Voraussetzung einer erfolgreichen Strategie in Mitteleuropa, denn er wollte Italien in einem zukünftigen Krieg als Verbündeter sehen. Schon 1926 hatte er in seiner Schrift "Die Südtiroler Frage und das deutsche Bündnisproblem" zu erkennen gegeben, daß er Südtirol dahingehend als ein Hindernis ansehen würde.

Adolf Hitler, der Südtirol Verräter:

sagte bei einer Wahlrede am 17. April 1928:
„ … wenn ein Andreas Hofer aufsteht, soll er sich hüten, daß er auf der Flucht nicht nach Deutschland kommt, sonst wird er verhaftet und ausgeliefert.“

Hitler schrieb am 11. März 1938 an Mussolini:

„Was immer auch die Folge der nächsten Ereignisse sein möge, ich habe eine klare deutsche Grenze gegenüber Frankreich gezogen und ziehe jetzt eine ebenso klare gegenüber Italien. Es ist der Brenner. Diese Entscheidung wird niemals weder in Zweifel gezogen noch angetastet werden. Diese Entscheidung habe ich nicht im Jahre 1938 vorgenommen, sondern sofort nach der Beendigung des großen Krieges, und niemals habe ich daraus ein Geheimnis gemacht.“

 

Am 7.5.1938 bestätigt Hitler bei seinem Besuch in Rom erneut die Brennergrenze

und erzielte prinzipielle Übereinstimmung in der Frage der „Auswanderung“ der deutschen Südtiroler.

Hitler fuhr mit dem Zug durch Südtirol zm Treffen mit dem faschistischen Diktator Benito Mussolini. Die Bevölkerung hatte sich in den Bahnhöfen versammelt, um ihm zuzujubeln. Besonders in Bozen, in "Bolzano", wartete eine große Menschenmenge auf den Mann, von dem sie sich Hilfe in ihrer Volksnot erhofften und erwarteten. Aber Hitler ließ die Vorhänge seines Abteils zu, auch als er durch Salurn, durch "Salorno", fuhr.
Alle waren enttäuscht.

Vermutlich schämte er sich, weil er die deutschen Südtiroler an seinen Bundesgenossen Mussolini verraten wollte.

Aber er hat Wort gehalten: Er hat mit Mussolini ein ernstes Wörtchen geredet ...


Der Stahlpakt

zwischen Hitler und Mussolini vom 22. Mai 1939:
Er sah eine militärische Zusammenarbeit und unbedingte gegenseitige Unterstützung im Fall eines Krieges vor, wobei die Vertragsverpflichtungen auch für einen Angriffskrieg galten. Doch schon beim Polenfeldzug im September 1939 hielt sich Italien mit juristischen Tricks heraus.
Und:
Die deutsch-italienische Grenze sollte nicht angetastet werden, sie ging sogar als "ewige Grenze" in den Vertrag ein !!

Zu dieser Zeit der endenden 30er Jahre mehrten sich die Meldungen über eine mögliche „Auswanderung“ der deutschen Südtiroler. So schrieb der faschistische Staatssekretär Italiens, Giovanni Preziosi an Mussolini, das einzig wirksame Mittel einer erfolgreichen Italianisierung in Südtirol sei die Rückführung der Deutschen ins Reich. Auch er bediente sich des Tolomei – Wortes „Rückführung“, um zu zeigen, daß die Deutschen ja irgendwann, so um 1880, nach Südtirol eingewandert seien.

Auch Hermann Göring hatte schon 1937 von einer Umsiedelung der Südtiroler gesprochen.

Und der italienische Außenminister Galeazzo Ciano sprach 1938: "Es wird notwendig sein, ... daß die Menschen verpflanzt werden."

Auch hatte der italienische Nationalist und Irredentist Ettore Tolomei schon 1919 Aussiedlungspläne für die Südtiroler ausgearbeitet. Er schrieb damals: „... um die deutschen Einmengsel auszusiedeln und über den Brenner zurückzutreiben ...“

In seinem Italianisierungswahn verlangte Tolomei 1936, die Südtiroler Bauernfamilien in das soeben von Italien eroberte Abessienien - Äthiopien umzusiedeln.



Das Optionsabkommen

Die Hitler-Mussolini-Vereinbarung
vom 23. Juni 1939 zur Umsiedlung
der deutschen Bevölkerung in Südtirol

Italien und das Deutsche Reich (Reichsführer SS Himmler) handelten am 23. Juni 1939 in Berlin das Optionsabkommen aus. Es sah vor, daß sich die Deutschsüdtiroler für Italien oder für das Deutsche Reich zu entscheiden hatten. Und es enthielt eine Erklärung, daß "die jetzige deutsch-italienische Grenze wirklich als ewige Grenze angesehen wird." Vertrag wurde keiner unterzeichnet, die Detailbestimmungen waren noch auszuarbeiten.
(Dieses Abkommen bezog sich nicht nur auf deutsche Südtiroler, sondern auch auf ladinische Südtiroler. 1910 lebten dort 3,8 % Ladiner. Über sie wird hier nicht berichtet; es traf sie das gleiche grausame Schicksal.)

Die Pläne zur Umsiedlung wurden in Südtirol am 26. Juni bekannt.
Die Südtiroler waren fassungslos.
Eine Welle der Empörung machte sich breit.

Anfangs waren sich alle einig, in Südtirol zu verbleiben. Der Deutsche Verband (kirchlich-katholisch) und der Völkische Kampfring Südtirols (VKS, NS-orientiert) trafen sich am 28.Juni bei Kanonikus Michael Gamper in Bozen und beschlossen, die Heimat keinesfalls zu verlassen.

Doch der VKS schwenkte nach einem Treffen seiner Sprecher mit Heinrich Himmler um und propagierte die Option als bessere Lösung.

 

Das Menschenrecht, daß ein Volk auch das Recht auf den angestammten Boden hat, wurde von den Nazis mit Füßen getreten !


Weiterhin brutale faschistische Italienisierung:
Inzwischen setzten die Italiener ihre Politik der Drohungen und Schikanen fort. So verfügte z.B. noch im Juli die Regierung die Entlassung des deutschen Personals in den Amtsstellen und des gesamten weiblichen Personals in Gasthöfen, das durch Männer aus der Lombardei (Mailand), Ligurien (Genua) und Piemont (Turin) ersetzt werden mußte. !! Die Besitzer von Tabak- und Zeitungsläden durften mit ihren Kunden nicht mehr deutsch sprechen. !!!


Ratlosigkeit machte sich breit

Da man über die Option noch nichts genaues wußte, kam es in den folgenden Monaten zu wilden Spekulationen über die Maßnahmen, die teilweise in einen regelrechten Propagandakrieg ausarteten und eine Entsolidarisierung unter den Südtirolern führte und tiefe Wunden in die Gesellschaft schlug.

Wie orientierungslos und wie verzweifelt die Bevölkerung war,
ist in der Tagebucheintragung von Paul Tschurtschenthaler vom
12.7.1939 zu lesen:

Verzweifung !! Was tun ??

Es hängt eine schwarze Wolke über unserem Volke
schrieb Tschurtschenthaler,
bitte, lieber Aldanenfreund, lesen Sie den Brief nochmals; und bitte langsam.


Man wußte also nichts bestimmtes,
viele Fragen taten sich auf:

  • Wohin wegziehen ?
    Darüber gab es wilde Grüchte: Himmler hatte ein geschlossenes Siedlungsgebiet versprochen. Nach dem Polenfeldzug waren Teile des ehemals österreichischen Galiziens im Gespräch, dann Bauernhöfe in Polen. Später erwog man die Ansiedelung der Optanten in einem zukünftigen Mustergau in Burgund, dann wurde wieder die Halbinsel Krim ins Gespräch gebracht.
    Das war Wasser auf den Mühlen der "Dableiber".

    Und es wurden den Optanten die wildesten Versprechungen gemacht: Jeder Bauernsohn würde einen eigenen Hof bekommen und es sollte ein neues, noch schöneres Südtirol entstehen. Man machte den Leuten vor, ihnen werde "draußen eine neues Bruneck hergerichtet werden".
    Das war Wasser auf den Mühlen der "Wegzieher".

  • Was passiert mit den Dableibern ?:
    Das war die umstrittenste Frage. Allen war wohl klar, daß Italien seine Italienisierungspolitik fortsetzen würde. Denn das Ziel, ein rein italienisches "Alto Adige", war nach Abwanderung eines Teiles der deutschen Bevölkerung noch nicht erreicht. Das Ziel war, selbst in den entlegendsten Dörfern dürfe es nicht nur keine deutschen Aufschriften mehr geben, das war ja schon der Fall, sondern es dürfen auch keine deutschen Worte in den Häusern gesprochen werden und keinen deutschen Bücher gelesen werden. Das Ziel war also, alles Deutsche auszumerzen.

    • Es drohte Unterdrückung:
      Wenn also ein Teil der Südtiroler deutschen Bevölkerung dageblieben wäre, so stand zu befürchten, daß die Unterdrückungsmaßnahmen weit schlimmer als in den fürchterlichen 20er Jahren werden würden, bis hin zur Vernichtung deutscher Kultur.
      Somit standen den Dableibern schlimme Zeiten bevor.

    • Es drohte Assimilierung:
      Wenn also wenige deutsche Südtiroler dageblieben wären, so wäre dann im Laufe der Zeit deren eigenes Volkstum verschwunden; sie wären also von den Italienern assimiliert worden.
      Die Bewahrung von Kultur, Familie und Volkszugehörigkeit sind aber grundlegende Menschenrechte.
      Der Vorwurf "Volksverräter" für die Dableiber war berechtigt.

      Am 2. August 1939 hatten sich Vertreter des Völkischen Kampfringes Südtirols (VKS, pro NS eingestellt) in ihrer Verzweifung direkt an Himmler gewandt, der ihnen aber unverblümt erklärte, daß das Deutsche Reich die Dableiber ihrem Schicksal, dem unabwendbaren nationalen Untergang, überlassen werde.

    • Es drohte die Umsiedelung in andere Gebiete:
      • Es gingen Gerüchte um, daß beim Dableiben eine Umsiedelung in andere italienische Gebiete stattfinden könnte. "Gebiete südlich des Po" wurden genannt, sowie Kalabrien und Sizilien.
      • Immerhin verlangte Tolomei erst 1936, das war vor 3 Jahren und noch nicht vergessen, die Umsiedlung der deutschen Bergbauern nach Abessinien - Äthiopien, wo Italien gerade einen Eroberungskrieg hatte !.
      • Ende August 1939 erklärte der faschistische Senator Ettore Tolomei, die Italienoptanten (die Dableiber) müssten ihre "ursprünglichen lateinischen Familiennamen wieder annehmen" und "die Regierung werde mit allen Mitteln die Abwanderung der "Fremdsprachigen" betreiben, um sie durch Italiener zu ersetzen."
        Was mit allen Mitteln gemeint war, hatten sie ja schlagkräftig seit 1921 demonstriert!
      • Und viele sagten sich, wenn zig-Tausende Süditaliener nach Bozen gekommen sind, so könnten auch Tausende Südtiroler nach Süditalien kommen.

        Ein Indiz für mögliche Abschiebungen:
        Am 1. August 1939 wurde im Verlautbarungsblatt der Staatsbahnen angekündigt, daß in nächster Zeit Transporte von Personen und Sachen aus Südtirol in südliche Provinzen abgehen sollten.

        Der Präfekt Giuseppe Mastromattei verkündete im Augustheft der Zeitschrift "Atesia Augusta", dass alle jene, "die immer Treue zu Italien und zu den Einrichtungen des Regimes bewiesen haben", im angestammten Lande bleiben dürften.
        "Treue zu den Einrichtungen des Regimes" hieß Befürworten des Faschismus und der faschistischen Umvolkungsbestrebungen. Da aber die Mehrzahl der Südtiroler keineswegs faschistisch eingestellt war und die Italienisierung bekämpfte, bedeutete dies die mögliche Deportation in die südlichen Provinzen.

    • Es drohte die Änderung des Familiennamens:
      Ende August 1939 erklärte der faschistische Senator Ettore Tolomei, die Italienoptanten (die Dableiber) müssten ihre "ursprünglichen lateinischen Familiennamen wieder annehmen" und die Regierung werde mit allen Mitteln die Abwanderung der "Fremdsprachigen" betreiben, um sie durch Italiener zu ersetzen.

      Benito Mussolini
      hatte ja schon am 26.5.1927 in seiner „Himmelfahrtsrede‟ vor der Abgeordnetenkammer unter anderem gesagt:

      „Lassù non c´è che una minoranza di italiani che parlano un dialetto tedesco come lingua d´uso, e lo parlano solo da mezzo secolo.“
      „Dort gibt es nur eine Minderheit von Italienern, die einen deutschen Dialekt als Umgangssprache reden, und sie sprechen ihn erst seit einem halben Jahrhundert.

      Na, klarer gehts wohl nicht: Die jetzige deutsche Bevölkerung hatte ja, vorher, bis vor einem halben Jahrhundert, lateinische Namen und die sind wieder zu anzunehmen!

      Schwache Versuche, diese Aussage abzumindern, gab es in den Dolomiten vom 16.11.1939. Aber da glaubten die Leute das nicht mehr ...

  • Wer ist Volksdeutscher ?
    NS-Deutschland: "Wer sich als Deutscher bekennt",
    Italien: "Wer deutscher Abstammung ist".
    Boshafte Zungen könnten also sagen, daß Italien einen "Arierparagraphen" hatte, und das NS-Deutschland nicht!

 

Inzwischen tendierte die allgemeine Stimmung zur Option, und die Dableiber wurden immer mehr zur Minderheit. Dies war nicht nur auf die zweifelsohne gute Propagandaarbeit des pro-Wegzieher eingestellten VKS zurück zu führen, (heute wird der Anteil der Propagandaarbeit, die zu den 86% der Wegzieher geführt haben, überschätzt), sondern eben auf die doch eher schwachen Argumente der Dableiber.

Präfekt Giuseppe Mastromattei:
Die Dableiber werden nicht nach anderen Provinzen entfernt!

9.10.1939:
In der Tageszeitung "Dolomiten" vom 9. Okt. 1939 stand eine "Wichtige Erklärung des Präfekten Exzellenz Giuseppe Mastromattei", die dieser im Oktoberheft der der Zeitschrift "Atesia Augusta" veröffentlicht hatte.

Darin sagte er, daß die Dableiber "nicht nach anderen Provinzen ... entfernt werden."

Das war eine viel klarere Aussage wie jene vom Augustheft, wo er noch Einschränkungen gebracht hatte.

Teilweise gab es auch geradezu skurille und irrationale Aussagen: "Wenn alle gehen, geht keiner". Es wurde suggeriert, daß Hitler bei einem möglichst 100%-igem Bekenntnis zum Deutschtum, zu Deutschland, zum Gehen, auf eine Umsiedelung verzichten und Südtirol doch noch "heimholen" (Anschluß an das Deutsche Reich wie Österreich) würde. Scheinbar hatten viele vergessen, oder wollten es nicht glauben, daß sich Hitler und alle NS-Bonzen für eine Umsiedelung ausgesprochen hatten und die Brennergrenze als "ewig" ansahen. Sie war ja auch im Stahlpakt festgeschrieben worden.


Das Hitler-Mussolini-Abkommen
vom 21. Oktober 1939

zur Umsiedlung der deutschen Bevölkerung in Südtirol

Am 21.10.1939 einigten sich Italien und das Dritte Reich, die Südtirolfrage ein für allemal zu lösen, indem die Einwohner optieren konnten, ob sie nach Deutschland auswandern oder in Italien bleiben mochten. Bis zum Jahresende mußten sich "die deutschen Oberetscher" entscheiden:

 


Zusammenfassung der Argumente:

Die Dableiber

Bleiben !

Die Optanten, die Wegzieher

Gehen !

Entscheidung für
italienische Staatsbürgerschaft
Entscheidung für
Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches
Verbleiben in der HeimatVerlassen der Heimat
Keine Garantie für das Behalten der Volkszugehörigkeit.
Die Italienisierungspolitik der Regierung wird fortgesetzt. Assimilierung ist wahrscheinlich.
Behalten der Volkszugehörigkeit.
Aufgabe von Kultur und MutterspracheBeibehalten von Kultur und Muttersprache
Bodenverbundenheit der TirolerVolksverbundenheit der Tiroler
Niederer Klerus: DableibenHöherer Klerus: Wegziehen
"Kollaborateure des Faschismus""Kollaborateure der Nazis"
"Volksverräter""Heimatverräter"

 

Die Dableiber wiesen auf die besondere Bodenverbundenheit der Tiroler, die sich schon 1809 gezeigt hatte, hin.
"Man verläßt doch nicht freiwillig die Heimat!"
Das war ein gutes und richtiges Argument fürs Dableiben, noch dazu, wo man einen fast 20-jährigen, teilweise blutigen Abwehrkampf gegen die faschistische Italienisierungspolitik hinter sich gebracht hatte!

Aber dieses Argument war nur stichhaltig, wenn
1.)  das Verbleiben in der Heimat garantiert war,
2.)  und es Garantien für die Beendigung der faschistischen Umvolkungsbemühungen gab.

Und da gab es eben die unterschiedlichsten Aussagen.
Auch Präfekt Giuseppe Mastromattei war hierin eher wankelmütig:

  • Am 1. August machte er die Einschränkung mit der "Treue zu den Einrichtungen des faschistischen Regimes" (siehe oben).
  • Am 9. Oktober sagte er: "Die Dableiber werden nicht nach anderen Provinzen ... entfernt". (s.o.)
  • Aber am 29. Oktober erklärte er, daß die Italienoptanten (die Dableiber) nur unter der Bedingung, daß "alles Mißtrauen und alle feindseligen Absichten aufgegeben werden", im Lande bleiben dürften.
    Aber:
    Der Unterricht in deutscher Sprache, das Feiern von kirchlichen und heimatgebundenen Festen, wie etwa Sonnwendfeiern und Trachtenumzügen (und das Lesen des "Reimmichls Volkskalenders") war ja in Südtirol traditionell stark; und man konnte deren Abhaltung durchaus als feindselige Absichten bezeichnen.

    Wieder wurde kein eindeutiges "Nein-zur-Sizilien-Abschiebung" gesagt.

 

Die Dableiber wiesen auf die Kirchenfeindlichkeit der Nazis hin; gerade im ländlichen Bereich war der gelebte Glauben eine Selbstverständlichkeit. Kanonikus Michael Gamper und sein Freundeskreis waren überzeugt, daß man im Lande bleiben und auf eine Änderung der Verhältnisse hoffen müsse. Das war schon etwas naiv, schließlich hatten die Leute nun fast 20 Jahre Abwehrkampf hinter sich, und trotzdem schritt die Italienisierung mit großen Schritten voran. Gamper standen kaum Propagandamöglichkeiten zur Verfügung, er konnte lediglich am 26. Oktober im Volksboten zum Bleiben aufrufen.

Auch der am 20.11.1939 gegründete "Andreas-Hofer-Bund" als politische Organisation der Dableiber konnte keine große Wirkung entfalten.
(Nicht zu verwechseln mit dem 1919 gegründeten in Andreas-Hofer-Bund Tirol).


Aber schon im Nov. / Dez. 1939 war die Linie der faschistischen Regierung auf "Nicht auswandern, bitte bleiben" umgeschwenkt. Denn sie fürchteten die entvölkerten Täler, und die zugewanderten Süditaliener wollten lieber in den Städten in von der Regierung zur Verfügung gestellten modernen Wohnblocks wohnen, als in den Dörfern mit ihrem typisch deutschen Ortsbild, und schon gar nicht auf entlegenen Bergbauernhöfen. Zudem hätte die Ablöse des Bodens der gesamten deutschen Bevölkerung die fast unvorstellbare Summe von 15 bis 20 Milliarden Lire gekostet. So forcierte die faschistische Regierung die Auswanderung der deutschen "Störenfriede", vornehmlich in den Städten. Ein seltenes Beispiel, daß wirtschaftliche Bedingungen etwas mehr "Menschlichkeit" verursacht.

Moderne Wohnblocks. Da wollen wir wohnen ! Grausliche deutsche Dörfer !


16. Nov. 1939

In den "Dolomiten" vom 16.Nov.1939 erschien ein Artikel, in dem umstrittene Punkte behandelt wurden.
Bei einer Veranstaltung erklärte der Präfekt:
Er sicherte den in "Hochetsch" (alto adige) lebenden Volksdeutschen zu:

  1. Das volle, unantastbare Recht, in ihrem Geburtsorte oder Wohnorte in Oberetsch zu wohnen.
  2. Die Möglichkeit, ihre Erwerbstätigkeit ... weiterhin frei zu entfalten.
  3. Es wird keinerlei Auferlegung einer Änderung des Schreibnamens erfolgen
Diesmal ein eindeutiges "Nein-zur-Sizilien-Abschiebung".
Aber kein "nein" zu weiteren Italienisierungen der Volksdeutschen !


2 Tage nachher, am 18.11.1939 erschien
wieder ein Artikel in den Dolomiten.
Präfekt Giuseppe Mastromattei gab
am 17.11.1939 eine Erklärung ab:

18. Nov. 1939:

Siehe ganze Seite der "Dolomiten"
vom 18. Okt.1939,
(1,2 MB)

Diese Erklärung enthielt nun
einige bemerkenswerte Textteile:

zu 1:
"Die Vereinbarungen von Berlin ... und Rom
haben zum Ziele, eine
endgültige und vollständige ethnische Lösung
der Frage des Alto Adige zu erreichen,
so daß es nach ... der Abwanderung ...
eine Frage der ethnischen Minderheit
im Alto Adige nicht mehr gibt".

Was soll das heißen?
Wenn von den rund 250.000 Deutschen z.B. 150.000 abegwandert wären, so wären noch immer eine ethnische Minderheit von 100.000 "Volksdeutschen" im Land gewesen.

Was hätten die Italiener gemacht, daß es dann eine Frage der ethnischen Minderheit im Alto Adige nicht mehr gibt?"

 

zu 2:
"Wer ... durch Beibehaltung der ital. Staatsbürgerschaft beweist, daß er sich als Italiener fühlt, wird in seinem Wohnort bleiben können".

Was soll das heißen?
.. sich als Italiener fühlt?

Das konnte doch nur heißen, daß der "Hochetscher", der sich als Volksdeutscher mit italienischer Staaatsbürgerschaft fühlte, dann eine neue Italienisierungswelle über sich ergehen lassen mußte.

Denn von der
Beendigung der Entdeutschungs-
und Italienisierungspolitik
war keine Rede.

Somit drohte den Dableibern eine
Fortsetzung des Volkstums-Abwehrkampfes.


16. Dez. 1939:
In den "Dolomiten" vom 16. Dezember 1939 erschien ein Artikel, in dem neuerdings die gleichen Argumente gebracht wurden wie am 16. Nov. (und auch die gleiche Druckfahne verwendet wurde):

Präfekt Giuseppe Mastromattei sicherte den in "Hochetsch" lebenden Volksdeutschen zu:

  1. Das volle, unantastbare Recht, in ihrem Geburtsorte oder Wohnorte in Oberetsch zu wohnen.
  2. Die Möglichkeit, ihre Erwerbstätigkeit ... weiterhin frei zu entfalten.
  3. Es wird keinerlei Auferlegung einer Änderung des Schreibnamens erfolgen
Wieder eine eindeutige Bestätigung des immerwährenden Wohnsitzes
Aber erneut kein "nein" zu weiteren Italienisierungen der Volksdeutschen !



Die Abstimmung

Meines Erachtens war es der Artikel vom 18. November 1939 in den "Dolomiten", der den Ausschlag zu Gunsten der Optanten brachte.

Denn wenn man auswanderte, konnte man in einem versprochenen geschlossenen Gebiet wohnen und das eigene deutsche Volkstum bewahren. Und vielleicht irgendwann wieder nach Südtirol zurückkehren ...

Doch wenn man dablieb, konnte man zwar in der Heimat bleiben, mußte aber weiterhin die brutale faschistische Italienisierung erdulden, die sicher dazu geführt hätte, daß irgendwann eine komplette Assimilierung eingetreten wäre und damit das eigene Volkstum untergegangen wäre.

Die Leute fühlten offensichtlich, daß das eigene Volkstum das höherwertige humanistische und den Menschenrechten entsprechende Gut sei, als der auch zum Menschenrechtsgut gehörende eigene Boden.


Bis zum 31. Dezember 1939 mußten alle Erklärungen abgegeben sein. Von den 246.036 Abstimmungsberechtigten haben sich 211.799 für die deutsche Staatsbürgerschaft und damit zum Verlassen der Heimat entschieden.
(Zahlen aus: Südtiroler Landesregierung, Südtirol Handbuch 2005).

Also 86 Prozent votierten "für Volk" und nicht "für Heimatboden".
Also 86 Prozent votierten "für deutsch bleiben" und nicht "für italienisch werden und sich dem faschistischen Regime zu unterwerfen".


Das, was hier so leicht geschrieben wurde, muß eine ungeheuer schwierige Entscheidung für jeden Einzelnen und für jede Familie gewesen sein!

Denn die objektive Sachlage war ja bei weitem nicht genau genug bekannt. Die hier abgebildeten Ausschnitte aus Zeitungen hatten wahrscheinlich nur wenige Leute eines Ortes gelesen, das Meiste wurde durch "Stille Post" weitergegeben, und eine obektive Darstellung mit Aufzählung der Vor- und Nachteile jeder Optionsmöglichkeit gab es nicht.

Ich kann mir vorstellen, daß hier Tränen vergossen wurden; Tränen der Trauer und Verzweiflung und Tränen der ohnmächtigen Wut auf Hitler und Mussolini.

Unser ganzes Hab und Gut !!

Ob wir uns jemals wiedersehen ??

 

Etwa 75.000 Südtiroler verließen bis 1943 die Heimat, 11.500 noch 1939. Rasch zeigte sich, dass die Versprechungen einer geschlossenen Ansiedlung nicht einzuhalten waren. Und die Südtiroler Bevölkerung lehnte die Ansiedlung unter Vertreibung der einheimischen Bevölkerung eines eventuellen Bezugslandes entschieden ab. So kam es schließlich zur verstreuten Ansiedlung der Deutschlandoptanten vor allem in Nordtirol, Vorarlberg und in Bayern. In Innsbruck gibt es heute noch die "Südtirolersiedlung". Wenige Optanten wurden in Böhmen, Mähren, Luxemburg und in der Südsteiermark angesiedelt. Einige Südtiroler weigerten sich, tschechische Bauernhöfe zu übernehmen, auf denen die rechtmäßigen Besitzer sie händeringend angefleht hatten, bleiben zu dürfen.

Mussolini verkündete am 20.3.1940 den "Oberetschern": "Ihr werdet ungestört in euren alten Wohnsitzen verbleiben." Das waren schöne Worte, denen die mit Versprechungen schon so oft getäuschten Südtiroler allerdings nicht mehr glaubten. Schon gar nicht, wenn sie lasen: "Niemand hat je daran gedacht ..."



Italien verbündet mit dem Deutschen Reich:
Krieg gegen die Alliierten

Das Königreich Italien war ja durch den Stahlpakt mit dem Deutschen Reich verbündet. Es trat auf dessen Seite im Juni 1940 gegen die Alliierten in den Krieg ein. Damit kam die Umsiedelung praktisch zum Stehen. Bis dahin hatten etwa 75.000 Südtiroler die Heimat verlassen.

1943 drangen die Alliierten (USA und England) von Sizilien nach Norden vor und standen im Juli etwa bei Neapel; Der König Italiens Viktor Emanuel III. stürzte am 25.7.1943 Mussolini und beauftragte Marschall Badoglio mit der Bildung einer neuen Militärregierung. Dieser löste am 28.7. die faschistische Partei auf und führte den Krieg als treuer Partner des Deutschen Reiches gegen die Alliierten weiter.

 

Italien läuft zu den Alliierten über
Bildung der "Operationszone Alpenvorland"

Aber am 8.9. schloß Italien einen Waffenstillstand mit den Alliierten, unter Bruch des Stahlpaktbündnisses und unter Bruch des Dreimächtebündnisses, das 1940 mit Japan abgeschlossen wurde.

Hitler konnte nun annehmen, daß die Alliierten bald nach Norden weiter vordringen würden und sah die Südgrenze gefährdet. Er entschloß sich, zu ihrer Verteidigung Truppen nach Italien zu schicken. Die Deutsche Wehrmacht marschierte am 9.9.1943 in Südtirol ein, befreite Südtirol dadurch vom Faschismus und der faschistischen Unterdrückung, die es zwar de jure nicht mehr gab, de facto aber doch, da natürlich die faschistischen Beamten weiter im Dienst blieben, zog weiter nach Italien, besetzte es und begann mit der Entwaffnung der italienischen Armee.

Am 10. September 1943 wurde durch die deutsche Wehrmacht die "Operationszone Alpenvorland" deklariert, sie umfaßte die Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno. Sie war zwar weiterhin italienisches Staatsgebiet (Italienische Soziale Republik ab 12.9.), praktisch aber von der Deutschen Wehrmacht und den NS-Stellen (Gauleiter von Tirol-Vorarlberg Franz Hofer) verwaltet.

Es war fast so, als sei Tirol wieder entstanden, denn das Gebiet umfaßte Süd- und Nordtirol, wobei es am Brenner keine Ausweispflicht mehr gab; und auch der italienische Teil, das heute Trentino genannte Tirol, war mit dabei. Erst bei dem Ort Borghetto, südlich von Rovereto etwa beim Gardasee, gab es die Deutsche Grenzkontrolle; (dort war auch die österreichische Grenzstation in der ung. - öst. Monarchie).

 

Italien 2-geteilt

Im nördlich von Neapel liegenden Teil Italiens errichtete Mussolini am 12.9. unter dem militärischen Schutz des Deutschen Reiches die "Italienische Soziale Republik". Die faschistische Partei wurde wiedergegründet und mit sozialistischen Inhalten angereichert. Hauptstadt dieser Italienischen Sozialrepublik war Rom, aber aus praktischen und taktischen Gründen bezog die Regierung ihren Sitz in Salò am Gardasee. Die Italienische Soziale Republik war ein eigener und tatsächlich handlungsfähiger Staat, wenn auch unter der "Gnade" des Deutschen Reiches.

Italien wurde dadurch praktisch 2-geteilt:
Das Königreich Italien mit dem König Viktor Emanuel III reichte damit von Sizilien bis zur Demarkationlinie bei Neapel,
die Italienische Soziale Republik bildete den Norden, einschließlich Südtirols.
Mit der fortschreitenden Eroberung der Italienischen Sozialen Republik durch die alliierten Truppen rückte die Grenze immer mehr nach Norden, die Republik bestand ab Ende 1944 nur noch aus dem nördlichen Teil Italiens.


Die hohe Zeit Südtirols !

Als die deutsche Wehrmacht am 9.9.1943 in Südtirol eimarschierte, wurde sie mit Jubel empfangen.!
Der Abfall Italiens vom gemeinsamen Bündnis und
der Einmarsch der deutschen Truppen nach Südtirol
befreiten das Land vom
Faschismus und vom
Albtraum einer Vollendung der Aussiedlung !

Nur dadurch ist die Begeisterung zu erklären, mit welcher die einlangenden deutschen Truppen begrüßt wurden. Die katholischen Südtiroler jubelten mit wohl wenigen Ausnahmen nicht der national-sozialistischen Ideologie zu, sondern die Freude galt der Hoffnung, nun als Tiroler mit eigener Sprache und Kultur endgültig in der angestammten Heimat bleiben zu dürfen.

Die südtiroler Zeitung „Dolomiten‟
berichtete am 6.9.2003:

"Mit Jubel, Blumen und Fähnchen wurden die deutschen Truppen am 8. September 1943 in Südtirol empfangen. Ein Teil der Südtiroler sah in ihnen die Befreier aus der italienischen Zwangsherrschaft. Schon bald zeigte sich aber, dass diese Hoffnungen völlig falsch waren: Mit grausamer Härte rächte sich die deutsche Besatzung vor allem an den Umsiedlungsgegnern: Viele landeten in Konzentrationslagern. Und die ,Dolomiten´ wurden verboten."


Der Innsbrucker Zeitgeschichtler Rolf Steininger sagt 2009:

„Aus historischem Blickwinkel habe die Mehrheit der Südtiroler, die großteils auch für Deutschland optiert hatten, den Einmarsch der Wehrmacht als Befreiung gesehen.‟

In der Tat begann nun die "Hohe Zeit Südtirols":

  • Die Soldaten werden von Südtirolern mit Blumen und Erfrischungen begrüßt und als ,Befreier´ gefeiert.
  • Endlich war man vom Faschismus befreit worden. Ein seit 1922 dauernder Albtraum war zu Ende. Zwar war auch das national-sozialistische Regime eine Diktatur, aber wenigstens von der gleichen Volkszugehörigkeit. Daraus erhofften sich viele auch Vorteile für ihr Land, die auch sofort eintraten:
  • Gleichberechtigung der deutschen Sprache. Verordnungen erscheinen deutsch und italienisch.
  • Die angestammten deutschen und ladinischen Orts- und Flurbezeichnungen werden wieder zugelassen und eingeführt, die italienischen Übersetzungen gelten aber auch noch, auch die Neuerfindungen des Faschisten Ettore Tolomei.
  • Deutsches Kulturleben wird neu belebt, deutsche Schule ersteht wieder als Vormittagsschule.
  • Gauleiter (von Nord-Tirol) Franz Hofer wurde Oberster Kommissar der Operationszone und ließ die italienische Zivilverwaltung im Prinzip bestehen. Nur freie Stellen wurden durch geeignete Vertreter der deutschen Volksgruppe neu besetzt. Gauleiter Hofer bemühte sich, eine möglichts wenig "NS-orientierte" Verwaltung einzurichten und holte dazu auch nicht-NS-orientierte Leute wie den christlich-sozialen Parlamentsabgeordneten Karl Tinzl, der dann Präfekt der Provinz Bozen wurde.
  • Die Bürgermeister wurden durch deutsche kommissarische Bürgermeister ersetzt.
  • Der NS-Gauleiter Hofer verbot alle Parteien, sowohl die faschistische Partei als auch die NSDAP !
    (Für Nachdenker: Warum die NSDAP ?!?)
  • Der faschistische Senator Ettore Tolomei, ein Chauvinist und Rassist der Extraklasse, der alles Deutsche haßte, die deutschen Ortsnamen verfälscht hatte, 1918 mit gefälschten Karten den US-Präsidenten Wilson überreden konnte, Südtirol Italien zuzuschanzen, und der durch seine Italiensierungsbestrebungen eine an Völkermord angrenzende Politik betrieb, wurde am 10.9.1943 verhaftet und ins KZ gesteckt und 1945 freigelassen.
    Es ist eine besondere Tragik der Geschichte, daß in den KZ unschuldige Juden sterben mußten, aber dieser verbrecherische Rassist überlebte.
  • Als Mussolini 1943 gestürzt wurde, kam die Option ganz zum Erliegen, die Fortführung wurde auf die Nachkriegszeit vertagt.
Aber es gab auch viel Negatives:
  • Die „Dolomiten‟ werden verboten. Die Zeitung Dolomiten setzte sich (leise) für die "Dableiber ein" und hatte gelegentlich NS-kritische Kommentare.
  • Manche Dableiber waren Repressalien ausgesetzt, darüber hinaus kam es zu zahlreichen Verhaftungen, vereinzelt auch an Priestern (aber nicht so brutal wie in Nordtirol), doch hat es auch von Seiten der lokalen Nationalsozialisten den Respekt vor religiösen Einstellungen der Menschen gegeben.
  • Michael Gamper als wichtigster Dableiber-Befürworter mußte in die Toskana fliehen.
  • Die Vernichtungsmaschine setzte auch hier ein: Gegen die jüdische Gemeinde in Meran. 166 Südtiroler kamen in ein Konzentrationslager, und im berüchtigten polizeilichen Durchgangslager Bozen wurde nicht gerade menschenfreundlich gehandelt.

Im Gesamten gesehen, blieb das Verhältnis zwischen Italienern und Deutschen in Südtirol in diesen zwei letzten Kriegsjahren durchaus erträglich. Es gab keine Massaker oder Racheakte auf Südtiroler Boden vor und nach Kriegsende, weder von deutscher, noch von italienischer Seite. Es gab auch keine Vertreibungen. Diese Zeit von 1943 bis 1945 wurde von der Bevölkerung auch als Wiedergutmachung faschistischen Unrechts gesehen und größtenteils begrüßt.

Und es erfolgte keine "Eindeutschung" der im Land lebenden Italiener!
Die in Südtirol lebenden Italiener wurden nicht mit jenen Methoden drangsaliert, die die faschistischen Italiener vorher an der deutschen autochtonen Bevölkerung angewandt hatten!

 

Der Gauleiter von Tirol-Vorarlberg
Franz Hofer

Der Gauleiter von Tirol-Vorarlberg Franz Hofer war auch Oberster Kommissar der Operationszone Alpenvorland. Er schien entschlossen, „so deutlich wie nur möglich zu demonstrieren, daß die Operationszone Alpenvorland jetzt in jeder Weise ein Teil des Deutschen Reiches sei‟ . Die Grenzkontrolle am Brenner wurde eingestellt, man konnte unghindert nach Innsbruck fahren!

Anschluß Südtirols an das Deutsche Reich ? !

Viele hegten wohl auch die Hoffnung oder hatten sogar die Erwartung, daß Hitler das Land Südtirol endlich von Italien abtrennen werde. Aber aus Rücksicht auf Mussolini und dessen Kommando in der "Italienischen Sozialen Republik" am Gardasee enttäuschte Hitler auch jetzt die Erwartungen vieler Südtiroler. Hitler bewies einmal mehr, daß er das Wohl seines Volkes seinem strategischem Machtstreben unterordnete.

Hofer wollte Südtirol in seinen Gau Nordtirol-Vorarlberg eingliedern, er strebte die Wiedervereinigung Tirols an, allerdings ohne das italienische Gebiet "Trentino", das ja auch ein Teil Tirols war. (Zur Erinnerung: Der italienische Teil Tirols reichte bis zum Gardasee, Riva war ein italienischer Ort in der österr.-ung.-Monarchie, siehe Karte am Anfang).

Franz Hofer beschwor Hitler schon am 11.9.1943 telegraphisch um sofortige Einverleibung Südtirols, Hitler ließ seinen Reichsleiter Martin Bormann antworten:

„ … es müssen … die Auswirkungen auf die Weltmeinung erwogen werden … Wir müssen ferner die Wirkung unserer Maßnahmen auf die Bevölkerung im gesamten italienischen … Raum erwägen, die wir politisch sicherlich nicht in die Hand des Feindes treiben wollen. Wir müssen … weiterhin die Wirkungen auf die Italiener in Erwägung ziehen, deren wir in höchstmöglichem Grade zur Ergänzung unserer Arbeitskräfte in Deutschland bedürfen. Unser Arbeitsmangel überschreitet bereits eine Million. Es ist ein Unterschied, ob ich willige oder zum mindesten verärgerte Arbeiter habe … Schließlich müssen wir die Wirkungen unserer Maßnahmen auf die faschistische Regierung erwägen “

Hitler, der Südtirol-Verräter !

Hitler legte dann als Linie fest: „Eine förmliche Annexion italienischen Gebietes sollte unterbleiben, um Mussolinis Wiederherstellung des Faschismus in Italien nicht zu desavouieren‟;. Südtirol blieb zwar "praktisch annektiert", aber offiziell weiterhin ein Teil der Italienischen Sozialen Republik.

Traurig, sehr traurig !!


Am Ende des Krieges:
Was wird nachher sein ?

Die Mehrheit der Südtiroler war fest davon überzeugt, daß das Gebiet nie mehr an Italien kommen würde:
Gewann Hitler den Krieg, würde er es behalten; verlor er ihn, so würden es die Alliierten an Österreich zurückgeben.

Die Amerikaner rückten immer weiter nach Norden vor. Der Oberste Kommissar Franz Hofer sagte kurz vor dem Ende zu Botschafter Rahn: „Der Krieg ist verloren. Weiterkämpfen bedeutet ein zweckloses Gemetzel, und wenn der Führer hierher kommt, um in der „Alpenfestung‟ den Widerstand bis zum letzten Mann zu organisieren, bin ich bereit, ihn in eine Irrenanstalt einzuliefern.‟

Auch der oberste SS-Führer in Italien Karl Wolff war dieser Ansicht und begann im März 1945 Friedensverhandlungen mit den Amerikanern, in die später auch der Gauleiter Franz Hofer eingriff. Dieser forderte als Kapitulationsbedingung die Wiedervereinigung Tirols, und zwar unter österreichischer (!!) Oberhoheit. Nachdem aber die Lage sich zu Gunsten der Alliierten zugespitzt hatte, mußte die Forderung nach Wiedervereinigung Tirols fallengelassen werden, worauf Hofer aus den Verhandlungen verärgert ausschied. Die bedingungslose Kapitulation wurde am 29. April 1945 unterzeichnet und trat mit Wirkung vom 2. Mai, 14.00 Uhr in Kraft.

Von da an schwiegen die Waffen.
Aber es schwiegen nur die Waffen beider Armeen.

Die italienische Widerstandsbewegung CLN (Comitato di Liberazione Nazionale) hatte in Bozen ein Büro, fiel aber durch keine besondere Tätigkeit auf, da ja der Oberste Kommissar Franz Hofer das Auftreten der Nationalsozialisten stark eingeschränkt hatte und die NSDAP zudem verboten war.

Aber jetzt witterte die CLN ihre Chance, denn wer beim Einrücken der Alliierten die Kontrolle in Südtirol ausübte, hatte bei Friedensverhandlungen eine bessere Chance. Deshalb wurde der Mailänder Geschäftsmann Bruno De Angelis mit dem gezielten Auftrag nach Bozen geschickt, die Machtübernahme des CLN und damit Italiens durchzuführen. Dieser setzte sich mit Anton Brunner, dem Polizeichef der Operationszone Alpenvorland in Verbindung.

Am 28.4. wurden die meist kommunistischen Arbeiter der Lancia-Werke in Bozen in einer Blitzaktion unterwiesen und bewaffnet.

In der Verhandlung am 29.4. forderte De Angelis die Übergabe der Zivilverwaltung bis an den Brenner an die Italiener und nicht an die Alliierten. De Angelis drohte mit einem bewaffneten Aufstand, einem Generalangriff, seiner kommunistischen Brigaden (da wußte er schon von der Bewaffnung der Arbeiter der Lancia-Werke am Vortag !). Der Polizeichef Brunner ließ sich breitschlagen und unterzeichnete ein dahingehendes Papier, das beim Eintreffen von US-General Clark (das war dann am 4.5.) und der Annahme eines neuen Termines in Kraft treten sollte.

Trotzdem aber kam es in den darauffolgenden Tagen zu mehreren blutigen Zusammenstößen zwischen den provozierenden Partisanen und deutschen Truppen. Obwohl die Kapitulation bereits unterschrieben war, und obwohl im von Brunner unterschriebenen Papier das Datum der Übergabe erst auzuverhandeln sei.

  • Am 30.4. zogen 2 große italienische Demonstrationszüge durch Meran und versuchten das Rathaus zu stürmen, es gab mehrere Tote.
  • Am 2.5. kam es in Laas im Vinschgau zu einer von italienischen kommunistischen Parisanen provozierten bewaffneten Aueseinandersetzung mit deutschen Truppen, bei denen 9 Italiener ums Leben kamen.
  • Am 3.5. kam es in der Bozner Industriezone, wo die Arbeiter der Lancia-Werke bewaffnet und im Kampf unterrichtet worden waren, zu dem schwersten Zwischenfall: Die Partisanen lösten mit Schüssen aus dem Hinterhalt auf die nach Norden zurückflutenden deutschen Truppen die "Schlacht von Bozen" aus, die 25 Tote bei den Partisanen und 20-25- bei der italienischen Zivilbevölerung forderte.
  • All diese Aktionen hatten die Zielsetzung, durch Provokation einen Kampf - gegen den die bereits geschlagenen Gegner - herauszufordern, um einen Anspruch auf die Brennergrenze geltend machen zu können. Eigentlich war das ein glatter Bruch des Waffenstillstandes, wieder einmal sind die Italiener vertragsbrüchig geworden.
De Angelis berichtet in seiner Darstellung, er hätte in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 vom US-General Clark einen Funkspruch erhalten, in dem er aufgefordert worden sei, mit italienischen Männern des CLN und mit deutschen Männern im Verhältnis von 50:50 öffentliche Gebäude zu besetzen. Da er aber nie eine Gleichberechtigung der Volksgruppen anstrebte, führte er diesen Auftrag nie aus. Offensichtlich wußten deutsche Stellen nichts davon und auch die Amerikaner achteten nicht weiter drauf ...

Zur selben Zeit hatten sich einige führende Südtiroler um den Präfekten der Provinz Bozen und NS-Gegner Karl Tinzl versammelt: Dableiber, die in der Widerstandbewegung "Andreas-Hofer-Bund" mitarbeiteten, Leute mit guten Kontakten zu den Alliierten, und Optanten, die aber keine Nationalsozialisten waren.
Sie wollten Vorbereitungen für die Übernahme der Zivilverwaltung und der Wiedervereinigung mit Nordtirol treffen und konnten sich auf wohlwollende Ünterstützung Frankreichs berufen.

Ringen um das Land
3. Mai 1945

Am 3. Mai 1945 kam es zu dem entscheidenden Treffen zwischen Wolff, Tinzl und de Angelis, jeweils mit Begleitern. De Angelis forderte Wolff auf, ihm die Zivilverwaltung Südtirols zu übergeben, wobei er sich auf den von Brunner unterschriebenen Text berief.

Wolf erwiderte, daß die Übergabe der Verwaltung an die Italiener im Kapitulationsabkommen mit den Alliierten nicht vorgesehen sei und daß er die Zivilverwaltung den hier anwesenden legitimen Vertretern der deutschen Bevölkerungsmehrheit des Landes, dem Präfekten der Provinz Bozen Karl Tinzl, zu übertragen gedenke.

Worauf De Angelis erneut mit einem bewaffneten Aufstand seiner kommunistischen Partisanen drohte und sagte, für das Blutvergießen würde Woff dann verantwortlich gemacht und als Kriegsverbrecher angeklagt werden. Diese Drohung verfehlte bei Wolff nicht ihre Wirkung, er ließ von seiner Absicht ab, unterschrieb das vorgelegte Dokument und übergab damit die Zivilverwaltung an die Italiener.

Wieder einmal hatte italienische Schläue über deutsche Biederkeit gesiegt. Denn Wolff übersah, daß die Alliierten sicher wußten, wer die Aufstände der letzten Tage angezettelt hatte und daß auch für De Angelis die Gefahr bestand, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.
Aber der gehörte den Siegern an ...

Libero Montesi aus dem Stab von De Angelis hatte schon im Frühjahr 1945 erklärt:

"Wenn die Alliierten Truppen in Bozen einmarschierten, sollten sie die vollzogenen Tatsache einer Regierung und Verwaltung der Provinz vorfinden, die im Namen der Regierung und durch die Regierung in Rom geleitet wurde.

Die Alliierten sollten keine ungewisse Lage vorfinden, sondern schon bei ihrer Ankunft sollten sie den Eindruck haben, sich in einem Gebiet zu befinden, welches durch den Willen der Allgemeinheit von Angehörigen des CLN regiert wird, die in der Provinz die legitime italienische Regierung darstellen."

Der Willen der Allgemeinheit 1945:
28 % Italiener
68 % Deutsche
Wie sah der wohl aus?

Sie hatten das Recht,
denn sie hatten die Macht.

Schon am selben Tag, am 3. Mai 1945, wurden überall italiensche Fahnen aufgezogen, besonders am Gebäude der Präfektur in Bozen.
Und die Italiener übernahmen sofort die Regierungsgewalt, es folgte eine das ganze Land umfassende Italienisierung der Verwaltung. Es kam zu einer Fortsetzung der 1943 unterbrochenen faschistischen Politik.

Am 3. Mai 1945 hißten Carabinieri die italienische Fahne auf dem Brenner.
Das war das Ende vom Traum der Gerechtigkeit.

Am 4. Mai erreichten die amerikanischen Truppen Bozen, das grün-weiß-rot beflaggte Bozen. Sie bestätigten die italienische Regierung Südtirols. Am 12. Mai übergab der Präfekt der Provinz Bozen Karl Tinzl sein Amt an den neuen Präfekten De Angelis. Dieser sollte schon am 28. Mai 1945 zum nächsten Schlag gegen die deutsche Bevölkerung ausholen ...



Die Mehrheit der Südtiroler war vorher fest davon überzeugt, daß das Gebiet nie mehr an Italien kommen würde:
Gewann Hitler den Krieg, würde er es behalten; verlor er ihn, so würden es die Alliierten an Österreich zurückgeben.

Die Mehrheit der Südtiroler hatte sich geirrt:
Es ist anders gekommen.




War der 3. Mai 1945 in Südtirol ein Tag der
Befreiung vom Faschismus und Nazismus ?

Die Verhältnisse in Südtirol waren ganz anders wie im Deutschen Reich.
Den "8. Mai 1945" gibt es in Südtirol nicht.

Bezüglich Faschismus:

  • Südtirol war ein Teil des italienischen Staates, der Italienischen Sozialen Republik. Allerdings bestand diese nur auf dem Papier und war eine "Marionettenrepublik des Deutschen Reiches". Der Einfluß der im übrigen Italien durchaus bestehenden faschistischen Partei war in Südtirol nicht vorhanden.
  • Außerdem hatte der Oberste Kommissar der Operationszone Alpenvorland, Franz Hofer, die faschistische Partei (sowie auch die nationalsozialistische) Partei verboten.
  • Es gab daher keine faschistische Partei, keine faschistische Bewegung und keine faschistischen Gesetze.
  • Es konnte daher 1945 auch keine Befreiung vom Faschismus geben. !!
  • Natürlich gab es vorher in Südtirol auch eine Befreiung vom Faschismus, aber die fand im Sept. 1943 statt, als die deutsche Wehrmacht in Südtirol einmarschierte und Südtirol vom faschistischen Staat Mussolinis befreite !
  • Diese Befreiung 1943 war die einzige Befreiung vom Faschismus, die Südtirol je im Laufe der Geschichte erlebte !

    Bezüglich Nationalsozialismus:

  • In Südtirol hatte der Oberste Kommissar Franz Hofer (der auch NS-Gauleiter in Tirol-Vorarlberg des Großdeutschen Reiches war) die nationalsozialistische Partei verboten, es gab sie nicht mehr.
    Es konnte daher 1945 auch keine Befreiung vom Nationalsozialismus geben.
  • Allerdings gab es natürlich nationalsozialistisch orientierte Menschen, Einrichtungen und Vorkommnisse, wie etwa die Judenverfolgung, die Verfolgung von „Dolomiten‟-Redakteuren sowie die (wenn auch gemäßigte) Verfolgung von Priestern. Das alles wurde durch das Kriegsende abgestellt.
  • Also hat es doch eine Befreiung vom Nationalsozialismus geben.




Nach dem Krieg:
Fortschreibung des Unrechts !

Die Atlantik-Charta

Nach dem Krieg, als das Deutsche Reich vom Nationalsozialismus und Italien vom Faschismus befreit worden war, hofften Alle auf die Verwirklichung der Grundsätze der internationalen Politik, die in der Atlantik-Charta vom 14. August 1941 von Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill formuliert worden waren.

Sie hatte das Ziel einer besseren Weltordnung unter Beachtung des Völkerrechts und des Selbstbestimmungsrechts der Völker.

So forderte die Südtiroler Volkspartei, die schon am 8.5.1945 gegründet worden war, schon in ihrer ersten Versammlung am 12.5. die Selbstbestimmung!

Aber am 28.5.1945 verkündete Bruno De Angelis, der von den Alliierten als Präfekt von Bozen eingesetzt worden war, daß ein Dekret in Ausarbeitung sei, wonach die Ausweisung aller Deutschen aus Südtirol erfolgen würde, wozu auch die Optanten zu zählen seien, die bereits die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hätten aber noch nicht ausgewandert seien. Das aber erlaubten die Alliierten nicht und zwei Tage später revidiert er seine Aussage, daß die Frage der Optanten im Sinne der Südtiroler geregelt würde.

Am 23.8.1945 richtete der Nord-Tiroler Landeshauptmann Karl Gruber ein Telegramm an die 4 Siegermächte, in dem er das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol fordert.

 

Nach dem Krieg wurden alle Verordnungen aus der Zeit der deutschen Verwaltung außer Kraft gesetzt, nicht jedoch alle faschistischen Gesetze. Und die Italiener besetzten sofort wieder die Ämter und öffentlichen Stellen; z.B. waren von 50 Beamten der Bozner Quästur nur 4 Südtiroler. Italienisch wurde wieder zur alleinigen Amtssprache und italienische Truppen führten sich wie in besetztem Feindesland auf.
Südtirol wurde entnazifiziert, aber nicht entfaschistifiziert.

 

Die geplante Vertreibung der Volksdeutschen

Im Juli 1945 richtet die italienische Siedlungsbehörde ein Memorandum an das italienische Innenministerium, indem es vorschlug,
  • die bereits im Zuge der Option ausgesiedelten 75.000 Südtiroler nicht mehr zurückkehren zu lassen,
  • und forderte, daß weitere 100.000 Südtiroler ausgewiesen werden sollten.
"Wenn diese 100.000 mit Sonderreisepaß versehenen Personen umgesiedelt werden, kann das Problem des Alto Adige faktisch als erledigt angesehen werden, da die Provinz Bozen endlich einmal eine große italienische Mehrheit haben wird."

Am 21. November 1945 genehmigte die italienische Regierung einen Gesetztesentwurf, der die faktische Vertreibung der Südtiroler zur Folge gehabt hätte:
Von den nichtumgesiedelten Optanten (das waren etwa 137.000) sollten jene von der ital. Staatsbürgerschaft ausgeschlossen bleiben, die eine Funktion in der "Nazi-Partei" hatten, bei der Werbung für die deutsche Armee oder "deutsche Formationen" mithalfen, in irgend einer Weise freiwillig mit deutschen Behörden zusammenarbeiteten oder "Akte der Grausamkeit" gegenüber Italienern begangen hätten.
Für diese Maßnahmen galt Sippenhaftung, es sollten also jeweils die ganzen Familien der Betroffenen ausgewiesen werden!

Damit hätten auch Nicht-Optanten vertrieben werden können: faktisch über 90% der deutschen Bevölkerung !!

Die Alliierten untersagten jedoch diese Vorgangsweise.



Großkundgebung für Südtirol in Innsbruck

Am 4.9.1945 fand eine Großkundgebung für Südtirol in Innsbruck vor 40.000 Zuhörern statt. Die französische Besatzungsmacht hatte für ein Maximum an Publizität gesorgt und sprach sich auch für eine Rückgliederung Südtirols an Österreich aus.

Der Vorsitzende des Tiroler Bauernbundes Muigg ruft auf:

"Mehr als ein Vierteljahrhundert lang hat ein erheblicher Teil unserer Heimat unter dem Joch der Faschisten aus dem Süden schmachten müssen, um später von den Faschisten aus dem Norden verraten und verkauft zu werden. Eine bessere, glücklichere Zeit ist angebrochen! Unsere Heimat Tirol fordert ihr Recht! Das Tiroler Volk ruft der ganzen Welt zu: Das Südtirol gehört zu Tirol, das Südtirol gehört zu Österreich!"

Der Landeshauptmann und spätere Außenminister Dr. Karl Gruber erklärte:

"Niemals wird eine bloße Autonomie für Südtirol eine Lösung seiner politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten bedeuten. Südtirol würde ein dauernder Unruheherd im italienischen Volkskörper sein und würde stets nur den internationalen Ruf des wiederaufstrebenden Italiens belasten."

Ein Jahr und einen Tag später, am 5.9.1946
wird er sich an seine eigenen Worte nicht mehr erinnern.



 

Südtirol-Großkundgebung in Innsbruck
für die Wiedervereinigung mit dem südlichen Landesteil
am 22.4.1946

Sie wird von der französischen Besatzungsmacht erneut genehmigt.
155.000 in Südtirol und unter den Südtirol-Optanten in Österreich gesammelte Unterschriften werden Figl unter dem Jubel der Bevölkerung überreicht. Er führt u.a. aus:

Leopold Figl sagt:

"Am 9. März 1938 hielt der letzte Bundeskanzler Schuschnigg, der selbst ein Südtiroler war, seine letzte große politische Rede in Tirol. Niemals seit 1918 hat irgendeine Regierung Österreichs unseren Anspruch auf unser Südtirol aufgegeben. Es war dem barbarischen Usurpator Hitler vorbehalten, diesen schwersten Verrat an unserem Land zu begehen und durch die gewaltsame Deportation Tausender von Südtiroler Familien unendliches Leid über unsere Südtiroler Landsleute zu bringen. Ganz Österreich steht heute hinter uns, wenn ich als der erste Kanzler, der nach acht Jahren wieder vor euch steht, wiederhole: Wir wollen unser Südtirol wieder!

Das neue Europa, das sich die Gerechtigkeit gegenüber allen Völkern und Nationen als oberstes Programm gesetzt hat, kann dieses Programm nur verwirklichen, wenn es das erste und schwerste Unrecht, das auf diesem Gebiet gesetzt wurde, wieder gutmacht, denn gerade in der Südtiroler Frage handelt es sich darum, daß ein seit Jahrhunderten ungeteiltes Land, das stets ein Bollwerk freier demokratischer Entwicklung war, willkürlich, ohne jede Berechtigung, es sei denn aus strategischen oder imperialistischen Plänen eines Nachbarlandes zerstückelt wurde."

Angesichts der ihm überreichten Unterschriften "von Österreichern aus Südtirol" betont Figl, daß dies "eine eindeutige Sprache der Zahlen" sei.

Landeshauptmann Weißgatterer führt aus:

"Man bleibe uns mit Autonomieversprechungen für Südtirol vom Leibe. Wir glauben an die Atlantikcharta, die Selbstbestimmung vorsieht. Laßt Südtirol sprechen, es wird für Österreich sprechen. Hitler wollte die Brennergrenze. Wir können nicht glauben, daß die Alliierten die Hitler-Grenze wollen. Die Welt höre uns."

An die Kundgebung schließt sich ein Festzug, an dem über 20.000 Personen in Trachten und 102 Musikkapellen teilnehmen. Der ausländischen Presse wird auf der Seegrube ein Empfang gegeben, bei dem Reut-Nicolussi um Unterstützung bittet.

 

Auf der Pariser Friedenskonferenz am 1.5.1946 beschließen die Außenminister der Siegerstaaten USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion: Südtirol bleibt bei Italien; die von Österreich geforderte Volksabstimmung wird abgelehnt. Wieder einmal hatten die Siegerstaaten die von ihnen selbst vorher aufgestellten Regeln für eine bessere Weltordnung mißachtet.

 

Aufruf der Tiroler Landesregierung
2. Mai 1946

"Trotz dem einmaligen Willen der gesamten Tiroler Bevölkerung nördlich und südlich des Brenners, trotz den von der Bevölkerung Südtirols gesammelten 150.000 Unterschriften, obwohl hervorragende Persönlichkeiten erklärt haben, daß die Zerstückelung Tirols nach dem ersten Weltkrieg eine schwere Ungerechtigkeit und eine Quelle dauernder Mißverständnisse darstelle, obwohl die ganze Welt weiß, daß das Recht auf unserer Seite ist, ist Südtirol wieder Italien zugeteilt worden, ohne daß man uns auch nur angehört hatte".

"Wir erheben einen leidenschaftlichen Protest gegen diesen neuen Gewaltakt.
Tirol wird seine gerechten Ansprüche auf Südtirol nie aufgeben.
Es wird sich nie eine Tiroler Regierung finden,
die sich nicht gegen die Trennung Südtirols von Nordtirol wendet"

 

Es kommt jetzt überall zu Protestkundgebungen. In Südtirol, in Bozen, Meran und Brixen.
Am Salzburger Residenzplatz nehmen ca. 30.000 Personen an einer Südtirolkundgebung teil, an der Spitzenvertreter der Landesregierung, Ernst Fischer (KPÖ) und Reut-Nicolussi, sprechen.

Am 14.5. kommt es zu einer Massenveranstaltung für Südtirol auf dem Wiener Rathausplatz, an der ca. 100.000 Personen teilnehmen, "Wiens einziger Schrei: Südtirol! Riesenkundgebung auf dem Rathausplatz" titelt die Wiener Zeitung am 15.5.1946.

 

Churchill bei der Debatte im Unterhaus
über die Südtirolfrage:

"Ich kenne keinen Fall in ganz Europa, auf den die Atlantik Charta und die Charta der Vereinten Nationen besser angewandt werden könnte, als das österreichische Tirol.

Warum erlaubt man den Bewohnern dieses Landes nicht, ein Wort über ihre eigene Zukunft zu sagen? Warum können wir nicht ein faires und freies Plebiszit unter Überwachung durch die Großmächte haben?

Ist es nicht unlogisch, zu sagen, daß es im Falle Triest den Standard des ethnologischen Ausgleichs gibt, für Südtirol jedoch andere Gesichtspunkte Geltung haben? Die Sowjetunion ist bereit, in beiden Fällen das ethnologische Prinzip zu mißachten."


Das Gruber-De-Gasperi-Abkommen,
auch Pariser Vertrag genannt

Nachdem die Selbstbestimmung bei der Pariser Friedenskonferenz nicht durchgesetzt werden konnte, wurde am 5.9.1946 das Gruber-De-Gasperi-Abkommen, auch Pariser Vertrag genannt, zwischen dem italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi und dem österreichischen Außenminister Karl Gruber geschlossen. Das war ein ohne Auftrag des Parlamentes und des österreichischen Ministerrates geschlossens, reichlich allgemein und unpräzise formuliertes Abkommen, worin die Forderung nach Rückgabe Südtirols und nach einer Selbstabstimmung fallen gelassen worden war, statt dessen aber eine nicht näher definierte Autonomie enthielt.

Die ehemalige Leiterin des Südtirolreferates der Nordtiroler Landesregierung, Dr. Viktoria Stadlmayer, sagte:
„Es hätte bessere Lösungen geben können als das ‚Pariser Abkommen‘ mit seinen Zweideutigkeiten. Etwa eine Art ‚Liechtenstein‘-Lösung, wie sie der stellvertretende US-Staatssekretär Acheson vorschlug. Sie hätte eine schrittweise Trennung von Italien ermöglicht. Ein ‚Geschenk Italiens‘ war das Pariser Abkommen nicht. Als Österreich am 17. August 1946 von England, Amerika und Frankreich mit der Zustimmung einer Zweidrittel-Mehrheit der Friedenskonferenz eingeladen wurde, über die österreichisch-italienische Grenzfrage zu sprechen, war die Südtiroler Frage zur Gänze wieder offen. Keiner der Beteiligten hatte sich die Zurückhaltung erwartet, die Gruber dann bewies. Niemand hatte sich erwartet, daß er keine konkreten Anträge zum eigentlichen Thema stellen würde. Niemand hätte sich die Chancen erwartet, die Gruber Italien gab.“

Der österreichische Staatsrechtler und Völkerrechtsexperte Univ. Prof. Dr. Felix Ermacora, auch er seinerzeit Mitglied österreichischer Verhandlungsdelegationen in der Südtirolfrage, sagte 1976:
„Der Abschluß des Pariser Abkommens vor 30 Jahren war der Neubeginn einer Südtirolpolitik Österreichs. Einer Südtirolpolitik, die zwar nicht auf dem rechtlichen, aber auf dem faktischen Verzicht auf der Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes gründet.“

Daß in weiterer Folge aus einem unzureichenden Pariser Abkommens mehr gemacht wurde, als die italienischen Verhandler des Jahres 1946 in Paris bezweckt hatten, ist vor allem Kreisky, Magnago und dem unbeugsamen Südtiroler Landeshauptmannstellvertreter Alfons Benedikter, der in zähen Verhandlungen um jedes Detail des „Autonomiepaktes“ gerungen und seine italienischen Kontrahenten zum Vorteil Südtirols zur Verzweiflung getrieben hatte, zu danken. Benedikter bewies genau diese Haltung und Zähigkeit, die Gruber in Paris gefehlt hatte, aus welchen Gründen auch immer.

Kreisky (SPÖ) bezeichnete später diesen Vertrag als "ein armseliges Dokument österrerichischer Schwäche", auch Staatssekrtär Dr. Gschnitzer (ÖVP) beklagte die mangelnde Qualität.

Aber auch von italienischer Seite, von Alessandro Pizzorusso, Professor für Verfassungsrecht an der Universität Pisa, wurde 1976 die Qualität des Pariser Vertrages aus der italienischen Sicht dargestellt:
Demnach habe der Pariser Vertrag „tatsächlich auch eine entscheidende Rolle zugunsten der italienischen Position gespielt“, weil dadurch die Südtiroler gezwungen gewesen waren, „ihre Forderungen innerhalb der vom Abkommen vorgesehenen Klauseln zu halten.“

Aber er hatte auch gute Seiten: Im Artikel 3 wurde festlegt, "in einem Geist der Billigkeit und Weitherzigkeit die Frage der Staatsbürgerschaftsoptionen, die sich aus dem Hitler-Mussolini-Abkommen von 1939 ergeben, zu revidieren."  Damit wurde das Rückkehrrecht der bereits Ausgesiedelten vereinbart.
Und er gewährte deutschsprachige Schulen sowie eine Gleichstellung der deutschen und italienischen Sprache in öffentlichen Ämtern.

Alles in Allem gesehen, ist es schon sehr deprimierend, wenn man sehen muß, wie damals ein derart stümperhaftes und dilletantisches Vertragswerk ausgehandelt worden war, obwohl damals bei geschickterer Verhandlungsführung viel Besseres erreicht hätte werden können;
ein Vertragswerk, das die Zukunft eines Landes eigentlich stark eingeengt hatte und an dessen Folgen Generationen von deutschen und italienischen Tirolern zu leiden gezwungen waren, und das auch im dadurch notwendig gewordenen Freiheitskampf 1961 viel unnötiges Leid und viele unnötige Tote auf beiden Seiten verursacht hatte.

Sehr viel unnötiges Leid!


Am 29.1.1948 tritt auch das Optantendekret in Kraft, welches die Grundlage für die Reoption (Rücksiedlung) bildet. Allen Optanten und deren Kindern wird das Recht auf Rückoption eingeräumt.

Doch Rom verzögerte mit allen Kniffen und Tricks die Durchführung, so dass schließlich nur etwa 21.000 bis 22.000 bis zum Jahre 1952 wieder in die Heimat zurückkehrten. Das war nur rund ein Drittel der Ausgesiedelten. Welche Methoden dabei angewandt wurden, zeigte im Jahre 1949 die Beschlagnahme des Vermögens jener Deutschlandoptanten, denen Italien die Wiederverleihung der Staatsbürgerschaft verweigerte. Damit hoffte man, weitere Rückwanderungswillige abzuschrecken. Erst im Jahre 1951 gelang es dem "Dableiber" und Gamper-Vertrauten, ehemaligen KZ-Häftling und nunmehrigen Südtiroler Kammerabgeordneten Dr. Friedl Volgger, mit Hilfe einer von ihm organisierten alliierten Unterstützung, die römische Regierung dazu zu bewegen, die Vermögensbeschlagnahme wieder aufzuheben.


Kanonikus Michael Gamper

Ein guter Freund Deutsch-Südtirols ! Kanonikus (d.h. Domherr) Michael Gamper leitete nun das Versöhnungswerk zwischen "Dableibern" und Optanten ein, für welches ihm immerwährender Dank gebührt. Gemeinsam gelang es so in den kommenden schwierigen Jahrzehnten, sich als Südtiroler in der Heimat zu behaupten.

Sein Leitartikel über den "Todesmarsch der Südtiroler" vom 28. Oktober 1953, in der Zeitung "Dolomiten" war entscheidend im Kampf um die Südtiroler Autonomie.

Mit Gottvertrauen, tiefer Menschlichkeit und politischer Klugheit führte Kanonikus Michael Gamper - der geistige und geistliche Anführer der deutschen Volksgruppe - das gespaltene Volk wieder zur Versöhnung zusammen.

Michael Gamper war Mitglied in der katholischen Verbindung Tirolia Innsbruck im KV, sowie Ehrenmitglied bei Laurinia Padua im CV.

"Ein Volk, das um nichts anderes kämpft,
als um sein natürliches und verbrieftes Recht,
wird den Herrgott zum Bundesgenossen haben".
In einer Brandschrift führte er am 28. Oktober 1953 in der Zeitung Dolomiten aus:

Todesmarsch der Südtiroler !

„Wir müssen immer wieder davon reden, weil es unsere tägliche, ja stündliche Not ausmacht:

Die gewollte Unterwanderung unseres Volkes geht unaufhaltsam weiter. Viele Zehntausende sind nach 1945 ... aus den südlichen Provinzen in unser Land eingewandert, während zur gleichen Zeit die Rückkehr von einigen Zehntausenden unserer umgesiedelten Landsleute unterbunden wurde.

Von Jahr zu Jahr sinkt so der Prozentsatz der einheimischen Bevölkerung steil ab gegenüber dem unheimlichen Anschwellen der Einwanderer.

Fast mit mathematischer Sicherheit können wir den Zeitpunkt errechnen, zu dem wir ... innerhalb der engeren Landesgrenzen eine wehrlose Minderheit bilden werden. Dies in einem Raume, in dem noch vor kurzen die Italiener nur drei % der Gesamtbevölkerung ausgemacht hatten.

Es ist ein Todesmarsch,
auf dem wir Südtiroler seit 1945 uns befinden,

wenn nicht noch in letzter Stunde Rettung kommt.“

Gamper hatte recht:

  • Von 1948 bis 1954 seien 60.000 Italiener eingewandert,
  • Rolf Steininger berichtete über im Jahre 1999 freigegebene italienische Akten, wo die Rede von der "51%"-Politik war, d. h. Unterwanderung Südtirols durch Italiener, bis man dort eine Mehrheit von 51 Prozent hatte!
  • Gamper hatte Recht: Wenn man die Entwicklungszahlen der deutschen und italienischen Bevölkerung in ein Diagramm einträgt, so lässt sich der Zeitpunkt des 50% Anteils recht genau mit dem Jahre 1970 angeben:

50 % Italiener 1970, ab dann beginnende Mehrheit in Südtirol



Ein letzter bedrohlicher Anschlag auf den Bestand der Südtiroler Volksgruppe fand am 6. Februar 1961 statt, als italienische Senatoren ein Ausbürgerungsgesetz im Senat in Rom einbrachten, welches ehemaligen Optanten die willkürliche Ausbürgerung und damit die Vertreibung über die Grenze auf rein administrativem Wege bringen hätte sollen. Eine Durchführung dieses perfiden Plans hätte mit einem Schlag die rasche Herbeiführung einer italienischen Mehrheit im Lande ermöglicht.

Am 27. April 1961 wurde das Gesetz im Senat beschlossen, nun fehlte nur noch die Bestätigung durch die römische Abgeordnetenkammer. In dieser Situation entschlossen sich die Südtiroler Freiheitskämpfer zu dem großen Schlag der Feuernacht, welcher die Aufmerksamkeit der Welt auf das ungelöste Problem Südtirol lenkte und das verbrecherische Vorhaben der Fortsetzung der faschistischen Aussiedlungspolitik endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte beförderte. Es kam nie zur Bestätigung des Schandgesetzes durch die Abgeordnetenkammer.

22.000 deutsche Südtiroler waren zurückgekehrt.
In ein Land, das nach wie vor immer italienischer wurde.
Damit endete das Kapitel um die "Option".

Die damals geschlagenen tiefen seelischen Wunden
sind auf beiden Seiten erst nach vielen Jahren verheilt.
Manche bis heute, 2014, noch nicht.
"Danke" mussolini, "danke" hitler.



Wann endlich wieder ??




Nachlese

Der Vertrag, den sich die Diktatoren, der faschistische Mussolini und der national-sozialistische Hitler ausgeschnapst hatten, ist schlecht und menschenrechtsfeindlich, weil er sich gegen das fundamentale Menschenrecht richtet, daß jedes Volk auf seinem angestammten Boden ein wichtiges Kulturgut ist und daher zu erhalten und zu fördern ist.

Unveräußerliches Naturrecht

Das Recht eines jeden Volkes, seine Existenz auf dem angestammten Grund und Boden zu sichern, ist ein Naturrecht aller Völker, auch wenn sie nur als Minderheit in einem fremden Staat leben. Das alles galt auch 1939 als kodifiziertes, von der internationalen Staatengemeinschaft anerkanntes Recht. Dieses Naturrecht entspringt der Menschennatur und ist unveräußerbar.

Hitler hatte nicht das Wohl des deutschen Volkes im Auge, obwohl er immer gerade dies großsprecherisch behauptet hat, sondern sein Volk benutzt, um strategische Überlegungen durchführen zu können.

Anständigkeit bewiesen jene deutschen Menschen, die sich weigerten, die tschechischen Besitzer von ihren Höfen zu vertreiben.

Aber:
Es war nicht das deutsche Volk, das Volk Goethes, Grillparzers und Mozarts, und es war auch nicht das italienische Volk, das Volk Dantes, Michelangelos und da Vincis, das sich diesen Schandvertrag ausdachte, es war das Werk der politischen Bonzen Mussolini und Hitler, sowie deren Vasallen.

Traurig, sehr traurig.

 

Lit:
Gottfried Solderer, Das 20. Jahrhundert in Südtirol, Bozen 2000
Helmut Golowitsch, Für die Heimat kein Opfer zu schwer, 2009
Felix Ermacora, Südtirol - die verhinderte Selbstbestimmung, Wien 1991
    (Felix Ermacora war Völkerrechtsexperte der ÖVP)
Otto Scrinzi, Chronik Südtirol 1959 - 1969, Graz 1996
    (Otto Scrinzi war Südtirolexperte der FPÖ)
Rolf Steininger, Südtirol vom 1. Weltkrieg bis zur Gegenwart, Innsbruck 2003
Margareth Lun, NS-Herrschaft in Südtirol, Innsbruck 2004.
Faksimile Ausgaben der Zeitung „Dolomiten“,
Südtiroler Landesregierung, Südtirol Handbuch 2005: Abstimmungsergebnisse.
Viktoria Stadelmayer: Kein Kleingeld im Länderschacher. Südtirol, Triest und Alcide Degasperi 1945/1946, Schlern-Schrift 320, Innsbruck 2002.

21.10.2014,
(21.10: ein geschichtlich wichtiger Tag !),
spätere Überarbeitungen.

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