1849: Radetzky: "Österreich wird sich nicht aus Deutschland hinausdrängen lassen, dasselbe Österreich, das eine lange Reihe von Kaisern dem deutschen Thron gegeben."
22.8.1850: Nikolaus Lenau (Nikolaus Niembsch Edler von Strehlenau), Burschenschaft alte Franconia Heidelberg, in der Heilanstalt in Oberdöbling bei Wien gestorben. Dichter.
31.12.1851: erließ Kaiser Franz Joseph sein Silvesterpatent, wodurch die Märzverfassung (siehe 7.3.1849) aufgehoben und der alte Absolutismus wiederhergestellt wurde.
1.4.1852: Grillgerät erfunden: Der österreichische Dichter Franz Parzer entwickelte ein Gerät zum einfachen Rösten von Brot und Fleisch, welches er "Grill" nannte. Es fand in der Bevölkerung so großen Anklang, daß der Dichter "der Grill Parzer" und bald nur mehr Grillparzer genannt wurde.
23.4.1858: Max Planck, Akademischer Gesangsverein München, geboren. Deutscher Physiker, Nobelpreisträger, Begründer der Quantentheorie. Max Planck ist einer der angesehensten deutschen Physiker. 1900 fand er das Gesetz der schwarzen Wärmestrahlung, wobei er die Existenz von Energiequanten postulierte. Das Plancksche Wirkungs-quantum wird manchem geplagten Kommilitonen noch aus dem Studium in Erinnerung sein...
23.9.1858: Behördliche Bewilligung des "Akademischen Gesangsvereines Wien". Heute: Universitätssängerschaft Barden.
27.1.1859: Wilhelm II., Corps Borussia Bonn, geboren. Bis 1818 Deutscher Kaiser.
3.2.1859: Hugo Junkers geboren. Turnerschaft Rhenania Berlin, Corps Delta Aachen. Flugzeugkonstrukteur.
11.5.1859: Johann von Habsburg-Lothringen, Erzherzog von Österreich und Reichsverweser von Deutschland, gestorben. (siehe Revolution 1848)
8.11.1859: Feier des hundertsten Geburtstages des Dichters Friedrich von Schiller in Wien. Ein mächtiger Fackelzug bewegt sich vom Praterstern zum Schottenfelder Glacis, wo das Standbild Schillers steht. Vom Polizeidirector Czapka sind "Fahnen und Farben" ausnahmsweise bewilligt worden, worauf die schwarz-rot-goldenen Farben seit 1848 wieder erstmals öffentlich getragen werden. Als der Fackelzug den Stephansdom passiert, stimmt der Akademische Gesangsverein zum ersten Male in der Öffentlichkeit das Gaudeamus an, ein Protest gegen das Verbot des öffentlichen Absingens von Studentenliedern. Die Festrede hält der Burschenschafter Heinrich Laube (Germania Halle), der Direktor des Wiener Burgtheaters.
10.11.1859: Gründung der Burschenschaft Olympia Wien.
13.3.1860: Hugo Wolf geboren. Er wurde in Windischgraz (nicht Windischgrätz; oft auch Windisch Graz zum Unterschied von Deutsch Graz, heute nur mehr Graz, genannt) in der Untersteiermark (heute Slowenien) von deutschen Eltern geboren. Größte Resonanz erlangte er mit seinen Liedern und Chorwerken.
2.5.1860: Theodor Herzl geboren. Burschenschaft Albia Wien. Begründer des Zionismus.
(Siehe Chronik 14.6.2004)
13.11.1862: Ludwig Uhland, Burschenschaft Germania Tübingen, gestorben.
31.8.1864: Ferdinand Lassalle im Duell gefallen. Burschenschaft Raczeks Breslau. Sozialdemokratischer Politiker.
14.6.1866: Preußen erklärt den Deutschen Bund für erloschen. Der Bundestag beschließt die Mobilmachung des Bundesheeres gegen Preußen. Das ist der Beginn des Deutschen Bruderkrieges.
Österreichs Kaiser Franz Joseph I.: "Das Nationalband der Deutschen zerreißend, erklärte Preußen seinen Austritt aus dem Bunde. So ist der unheilvollste Krieg, Deutsche gegen Deutsche, unvermeidlich geworden."
1.7.1866: Schlacht bei Königgrätz. Dieser Sieg der preußischen Armee gegen das österreichische Heer beendete den Deutschen Bruderkrieg und auch das Streben nach der Vorherrschaft in Deutschland. Interessant: Österreich setzte demonstrativ die -1848 unterdrückten! deutschen Farben schwarz-rot-gold gegen die Preußen ein: Das 8. Armeecorps trug schwarz-rot-goldene Armbinden!
29.8.1866: Hermann Löns geboren. Turnerschaft Cimbria Greifswald. Schriftsteller, Wegbereiter des Naturschutzes. Werke: Mein grünes Buch, Der Werwolf, Mümmelmann.
21.1.1867: Ludwig Thoma geboren. Corps Suevia München. Dichter.
10.10.1867: Julius Mosen gestorben. Der jüdische Dichter, Burschenschaft Germania Jena, ist Schöpfer des Andreas Hofer Liedes.
19.7.1870: Preußisch-französischer Krieg. Der französische Botschafter in Wien versucht den österreichischen Kaiser zum Kriegseintritt Österreichs gegen Preußen zu bewegen. Wiener Burschenschafter organisieren am Abend desselben Tages einen großen Fackelzug zur Hofburg, an dem sich fast alle Studenten der Universität und eine riesige Bürgermenge beteiligen. Höflich übergibt eine Delegation eine Petition, in welcher der Kaiser beschworen wird, sich nicht abermals in einen deutschen Bürgerkrieg verwickeln zu lassen. Die Antwort des Kaisers an den französischen Botschafter am nächsten Tag ist eine Ablehnung mit den Worten: "Vergessen Sie nicht, ich bin ein deutscher Fürst".
Österreich bleibt in diesem Krieg neutral. Doch der Dichter Robert Hamerling spricht aus, was aller Gemüt bewegt:
18.1.1871: Die Gründung des Zweiten Deutschen Kaiserreiches. Im Spiegelsaal von Versailles wird der preußische König zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. ausgerufen. Der unklug gewählte Ort in mitten des besiegten Landes wird sich 1920 noch bitter rächen: Im Frieden von Versailles verhinderte die haßerfüllte französische Delegation jede vernünftige Lösung und setzte den "Gewaltfrieden" durch.
24.4.1873: Theodor Körner geboren. 1951-57 Österreichischer Bundespräsident deutscher Volkszugehörigkeit: Er war Sudetendeutscher.
19.1.1874: Heinrich Hoffmann von Fallersleben gestorben. Göttinger und Bonner Burschenschaft. Er dichtete 1841 das Lied der Deutschen. Siehe 26.8.1841. (Lied De.)
1.2.1874: Hugo von Hofmannsthal geboren. Österreichischer Dichter, Initiator der Salzburger Festspiele, die Ausdruck des "Süddeutschen Gesamtlebens" sein sollten. (Gesch)
14.1.1875: Albert Schweitzer in Kayserberg im Oberelsaß geboren. Verbindung Wilhelmitana Straßburg. Elsässischer Theologe, Missionsarzt. 1952 Friedensnobelpreis.
3.9.1875: Ferdinand Porsche geboren. Burschenschaft Bruna Sudetia Wien. Autokonstrukteur.
16.3.1876: Anastasius-Grün-Kommers in den Wiener Sophiensälen: von einigen Tausend Studenten, Professoren und Dichtern besucht; Engelbert Pernerstorfer von der Burschenschaft Arminia Wien hält die Festrede und würdigt darin die deutsche Gesinnung des Dichters Anastasius Grün.
10.11.1876: Schillerkommers im Wiener Dianasaal; anläßlich der Enthüllung des Schiller-Denkmales, unter dem Beisein von Lorenz von Stein (Alte Kieler B!, Professor für Staatsrecht in Wien), Lützow, Heinrich von Ferstel (1848 in der 4. Kompanie der Akademischen Legion) sowie vieler Professoren und Abgeordneter.
10.4.1877: Alfred Kubin geboren. Bedeutender österreichischer Graphiker und Schriftsteller. Er entstammte einer deutschen Familie aus Leitmeritz (Nordböhmen, tschechisch Litomerice. 1930: 18498 Einwohner, 10878 Deutsche, 6485 Tschechen). Er war 1955 erster Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises. Nach Alfred Kubin ist auch der oberösterreichische Landeskulturpreis, Alfred-Kubin-Preis, benannt.
1877: Gründung des "Deutsch-österreichischen Lesevereines": Minister Schmerling sagt:
Kritik wird vom Staat verboten! Die Aktivitäten des Vereines, die sich im burschenschaftlich- demokratisch- deutschen Sinn gestalten, erregen den Unwillen der absolutistisch- herrschaftlichen Obrigkeit. Man wittert Staatsgefährlichkeit und löst den Verein 1878 wieder auf.
13.5.1880: Deutscher Schulverein in Wien gegründet.
16.5.1880: Engelbert Pernerstorfer, Burschenschaft Arminia Wien, erhob beim 20. Stiftungsfest der Wiener B! Libertas im Musikvereinssaale "sein Glas auf die deutschen Professoren."
2.6.1882: Gründung des "Deutschnationalen Vereines" durch Viktor Adler, Georg Ritter von Schönerer und Engelbert Pernerstorfer. Sie erarbeiten das "Linzer Programm". (Lex)
1.9.1882: "Linzer Programm" des Deutschnationalen Vereins, erstellt von Georg Ritter von Schönerer, Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer.
Teile davon sind alte, burschenschaftliche, demokratische Forderungen, die schon 1848 erhoben, aber noch immer nicht erfüllt worden sind! Es ist eine zeitgemäße und fortschrittliche Idee, die weiten Teilen der Bevölkerung sehr gefiel.
(Siehe 1885).
30.9.1882: Hans Geiger geboren. Burschenschaft Bubenreuther Erlangen. Physiker. Erfinder des "Geigerzählers".
1883: Die Regierung sieht überall "umstürzlerische Bestrebungen" und überwacht die Burschenschaften noch wesentlich schärfer, als es bisher ohnehin schon der Fall war. Jede Rede, auf jedem Kommers und auch auf der kleinsten Kneipe, muß vorher der Zensur vorgelegt werden und Regierungskommissäre überwachen alles.
5.3.1883: Richard Wagner Trauerkommers im Wiener Sophiensaale. In der Mitte erhebt sich die Büste Wagners. Mehrere Reden, wie die Engelbert Pernerstorfers (Burschenschaft braune Arminia Wien) der die "bodenloseste Gemeinheit gegenüber Wagner" anprangert und die hinreißende Rede des stud.phil. Hermann Bahr (Burschenschaft Albia Wien), werden vom Regierungskommissär des öfteren unterbrochen. Dagegen, und gegen falsche Verdächtigungen protestieren Bahr und die Korporationen, worauf Bahr von der Universität relegiert wird.
14.5.1884: Claudius Dornier geboren. Corps Guestphalia München. Flugzeugkonstrukteur. 1929 Bau des Großflugschiffes DO-X.
1885: Im Deutschnationalen Verein von Georg Ritter von Schönerer, Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer nimmt Schönerer immer radikalere antisemitische Töne an, indem er die Beseitigung des jüdischen Einflusses auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens forderte. Viktor Adler trennte sich dann von Schönerer verdichtete seine Beziehungen zur Arbeiterschaft und gründete 1888 die Sozialdemokratische Partei, die dadurch stark deutschnationale Züge mitbekam und unter anderem vehement für den Anschluß an Deutschland eintrat.
6.7.1887: Walter Flex, Burschenschaft Bubenruthia Erlangen, geboren. Schriftsteller, Verfasser von "Wanderer zwischen beiden Welten".
4.7.1888: Theodor Storm gestorben. Burschenschaft Albertina Kiel. (Lex)
23.9.1888: Hans Giebisch geboren. Burschenschaft Alania Wien. Dichter.
30.12.1888: Gründung der Sozialdemokratischen Partei durch Viktor Adler.
(Siehe 2.6. und 1.9.1882, und 1885).
1.5.1890: Zum ersten Mal wird der 1. Mai als Tag der Arbeiter begangen.
16.7.1890: Gottfried Keller gestorben. Unterhielt in der Schweizer Heimat Verbindung mit zahlreichen demokratischen burschenschaftlichen Flüchtlingen, die infolge der Demagogenverfolgungen ihr Land verlassen mußten (Rev1848). Der Burschenschafter Ludwig Follen gab 1846 Kellers ersten Gedichtband heraus.
29.11.1891: Julius Raab geboren. MKV Nibelungia St. Pölten, CV Norica Wien. Österreichischer Bundeskanzler 1953-1961.
20.6.1892: Hochzeit des Sohnes von Fürst Bismarck, des vormaligen Deutschen Reichskanzlers, in Wien, die bei der Bevölkerung Wiens ein großes Echo und viel Begeisterung hervorrief. Der Akademische Gesangsverein (heute "Barden") brachte dem Kanzler tiefempfundene Lieder, der in bewegten Worten dankte.
Die Begeisterung der Bevölkerung zeigt der Bericht über die Durchfahrt des Zuges durch den Bahnhof Stockerau:
1.1.1894: Zeitung "Reichspost" zum ersten Male erschienen. Wurde bald zum Sprachrohr der Christlichsozialen Partei. Nach dem 1. Weltkrieg war sie auch zeitweise Mitglied im "Völkisch-Antisemitischen Kampfausschuß."
1.1.1894: Heinrich Hertz gestorben. Burschenschaft Cheruscia Dresden. Entdecker der elektromagnetischen Wellen im Raum.
6.2.1894: Theodor Billroth gestorben. Akademischer Gesangsverein Wien, heute Universitätssängerschaft Barden. Bedeutender Chirurg, ab 1867 Universitätsprofessor in Wien. Bahnbrechende Operationstechniken: Magen, Kehlkopf. Entwickelte eine neue Narkoseform.
18.2.1894: Gründung der Wiener Studentenverbindung "Deutsche Verbrüderung Waltharia". 1961 Aufnahme der L! der Ostschlesier in Wien. 1963 Umwandlung in L! Waltharia.
27.2.1894: Gründung der Techn.-akad. Tischggesellschaft "Eisen" Wien. Ab 3.7.1922 Burschenschaft. Freundschaftsverhältnis mit dem Verein Deutscher Hochschüler Aldania Wien.
3.3.1894: Gründung des Corps "Vandalia" Graz. Besonderes Mitglied: Hochschulprofessor Dr.Ing. Karl Terzaghi, der die Bodenmechanik als Wissenschaft begründete und damit die Basis für die gesamte moderne Bautätigkeit lieferte.
20.3.1894: Ludwig Kossuth, ungarische Politiker, gestorben. Am Beginn der "1848er- Revolution" wird vor dem Niederösterreichischen Landhaus seine Rede vorgelesen, die er vor dem ungarischen Reichstag in Preßburg gehalten hatte. Diese Rede war von dem revolutionären, demokratischen Geist, den die Burschenschafter jahrzehntelang vorgegeben hatten, durchdrungen. Die Forderungen nach Freiheit und demokratischen Grundrechten waren an das herrschende Kaiserhaus gerichtet, sie wurden nicht gehört, was die Revolution ausbrechen ließ.
3.4.1894: Der Komponist Hugo Wolf gibt in Wien sein erstes Konzert, in dem ausschließlich seine eigenen Kompositionen gesungen werden und das enthusiastisch aufgenommen wird. Hugo Wolf wurde 1860 in Windischgraz (nicht Windischgrätz) in der Untersteiermark (heute Slowenien!) von deutschen Eltern geboren. Größte Resonanz erlangte er mit seinen Liedern und Chorwerken.
2.5.1894: Gründung des wehrhaften Vereines "Amicitia" Wien von Abiturienten des Landstraßer Gymnasiums in Wien. Ab 11.5.1896: "Arminia". Sie trat am 4.4.1904 als erster Verein in das konservative Lager. Ab 14.5.1910 Umwandlung in "Burschenschaft Alania". Fusionierung im April 1955 mit B! Ostmark, wobei der Name Alania beibehalten wird.
13.5.1894: Behördliche Bewilligung der Verbindung Deutscher Studenten "Aldania", heute Burschenschaft Aldania zu Wien.
28.5.1894: Neue Großgemeinde Floridsdorf. An diesem Tage tritt das niederösterreichische Landesgesetz, betreffend die Vereinigung der bis dahin selbstständigen Gemeinden Jedlesee, Donaufeld und Groß Jedlersdorf mit Floridsdorf unter dem Namen Floridsdorf in Kraft. Die Initiative dazu ging vom k.k. Statthalter von Niederösterreich Erich Graf von Kielmannsegg, Corps Saxo-Borussia Heidelberg, aus. Er sah in der Großgemeinde eine notwendige Voraussetzung dafür, daß Floridsdorf die Hauptstadt von Niederüsterreich werden könnte. Doch dieser Plan ist durch die von Bürgermeister Lueger bevorzugte Vereinigung mit Wien im Jahre 1905 nur ein Traum des Grafen Kielmannsegg geblieben...
1.6.1894: Einführung der Mitteleuropäischen Zeit in Österreich-Ungarn auf Anregung des k.k. Hofuhrmachermeisters Alois Winbauer.
23.6.1894: Gründung der technischen Verbindung "Bauhütte" an der Staatsgewerbeschule in Wien 1, Schellingg. 1908 Umbenennung in "Alania". 1921 Umwandlung in das Corps Askania, dieses ging 1930 in der Landsmannschaft "Normannia" auf. Fusion 1951 mit anderen Bünden zur Landsmannschaft Wien, heute Grenzlandsmannschaft Cimbria.
17.7.1894: Tod von Dr. Josef Hyrtl, Universitätsprofessor für Anatomie in Wien und Prag. Er brachte die Wiener Anatomische Schule durch zahlreiche Verbesserungen zu einem Höhepunkt. Akademischer Leseverein Wien, Lese- und Redehalle der Deutschen Studenten in Prag.
14.10.1894: Heinrich Lübke geboren. CV Ascania Bonn. Bundespräsident der BRD.
16.11.1894 Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi geboren. Der Schriftsteller propagierte 1923 mit seinem Buch Paneuropa die Idee eines vereinigten Europa. Allerdings sind darin auch heute eher etwas skurill anmutende Vorschläge enthalten: "Die Donaumetropole Wien, die aus Deutschen, Tschechen und Juden bestehe", werde vom übrigen Österreich, "das ein kerndeutsches Land sei", abgetrennt und bilde eine eigene Völkerstadt. Als solche könne sie neutrale und internationale Hauptstadt der Welt werden. Das "bedeutungslose deutsche Österreich" aber könne sich kantonal entwickeln, auf Wunsch sich auch dem Deutschen Reiche anschließen.
30.11.1894: Todestag von Dr. Cajetan Freiherr von Felder, der bedeutende liberal- freiheitliche Bürgermeister von Wien. 1869: eine für weite Teile Europas vorbildliche Verbesserung des Schulwesens. 1870: Epidemiespital errichtet. 1872: Bau des Neuen Rathauses. 1873: Weltausstellung in Wien. 1873: Erste Hochquellenwasserleitung: "Der Hütte der Armen sowie dem Palast der Reichen sollen die Wohltaten dieses Wunderwerkes zugute kommen." 1874: Zentralfriedhof eröffnet. 1875: Donauregulierung.
11.10.1896: Anton Bruckner gestorben. Akademischer Gesangsverein Wien, heute Sängerschaft Barden, Ehrenmitglied bei der ältesten CV-Verbindung Österreichs, der Austria. Komponist.
3.4.1897: Johannes Brahms gestorben. Akademischer Gesangsverein Wien, heute Sängerschaft Barden.
5.4.1897: Kasimir Badeni, österreichischer Ministerpräsident, erließ die berüchtigten Sprachenverordnungen für Böhmen und Mähren, wonach das Tschechische zur Amtssprache erhoben wurde, und zwar auch in den rein deutschen Gebieten. (Badeni)
Diese Regelung empörte die deutsche Bevölkerung der gesamten Monarchie, war doch das Deutschtum in diesem Gebiet, das so groß wie das heutige Tirol war, in seinen Wurzeln bedroht. Ein Sturm der Entrüstung brauste über unser Land, der auch die Sozialdemokraten und etwas später auch die Christlichsozialen mit einschloß.
8.4.1897: Karl Lueger zum Bürgermeister der Stadt Wien gewählt. Die erst im vierten Anlauf erfolgte Bestätigung war unter anderem auf den vulgären Antisemitismus des christlichsozialen Politikers zurückzuführen, den der Kaiser verabscheute. In seiner Antrittsrede sagte Lueger: "Ich bin ein Deutscher und werde treu zu meinem Volke stehen".
26.11.1897: Sozialistische deutsche Abgeordnete Wiens wurden im Zuge des Protestes gegen die Badenischen Sprachverordnungen von den tschechischen im Reichsrat verprügelt. Badeni rief die Polizei: Die deutschen sozialdemokratischen, deutschnationalen und christlichsozialen Abgeordneten wurden abgeführt (!). Die tschechische Gewalt ihres Führers Dr. Kramarsch hat gesiegt!
Dann gab es Studentendemostrationen. In der Aula der Universität erinnerte ein Redner an das Jahr 1848, als die Studenten ihr Leben für Volk und Freiheit einsetzten.
27.11.1897: Verhaftung des Abgeordneten Wolf. Und wieder Demonstrationen, von Studenten und bald der ganzen Wiener Bevölkerung, auch in anderen Städten. Studenten und sozialdemokratische Arbeiter protestierten gegen die Sprachenverordnungen. Dann wurde erstmals Militär eingesetzt, das Husarenregiment Nr. 15 fegte den Wiener Ring vor dem Burgtor leer.
Badeni gab auf: Er wurde vom Kaiser entlassen. Österreich atmete auf. Der neue Ministerpräsident Gautsch milderte die Sprachenverordnungen, erst 1899 wurden sie gänzlich aufgehoben.
14.12.1897: Kurt Schuschnigg geboren. CV Austria Innsbruck. Österreichischer Politiker, 1934-1938 Bundeskanzler.
30.7.1898: Otto von Bismarck gestorben. Corps Hannovera Göttingen. Siehe bei 1.4.1815
2.9.1898: Alfons Gorbach geboren. CV Carolina Graz. Österreichischer Politiker, 1961-1964 Bundeskanzler.
2.12.1898: 50. Regierungsjbiläum Kaiser Franz Josephs. Im Werk "Unser Kaiser" heißt es über die Zeit vor 1848: "Als Staatskanzler Österreichs, das durch seinen Vorsitz im Bundestag der deutschen Staaten unter allen Großmächten den weitgehendsten Einfluß besaß, hat Metternich drei Jahrzehnte unseres Jahrhunderts ein Gepräge gegeben, das am besten als "schwüle Ruhe" bezeichnet werden mag."
10.12.1902: Nobelpreis für den Burschenschafter Theodor Mommsen: Der Historiker wird für sein Werk "Römische Geschichte" ausgezeichnet.
1.11.1903: Theodor Mommsen gestorben. Burschenschaft Albertina Kiel. Bedeutender Gelehrter der Geschichte. Bekam für sein Werk "Römische Geschichte" den Nobelpreis für Literatur. Er war aber auch patriotischer Demokrat und arbeitete getreu dem Leitspruch seiner Burschenschaft "Liebe zum Vaterland, Begeisterung für Freiheit, Selbständigkeit und Einheit des Volkes" im Reichstag.
3.7.1904: Theodor Herzl gestorben. Burschenschaft Albia Wien, später Ehrenmitglied vieler jüdisch nationaler Korporationen. Begründer des Zionismus.
(Siehe Chronik 14.6.2004)
8.11.1904 Floridsdorf zu Wien. Der Gemeinderat der kaiserlich-königlichen Reichshaupt- und Residenzstadt Wien beschloss die Vereinigung von Floridsdorf und einiger anderer Gemeinden mit Wien.
Damit ist der Plan, den Graf Kielmannsegg, Corps Saxo-Borussia Heidelberg, schon 1894 hegte, nämlich die Gemeinde Floridsdorf zur Hauptstadt Niederösterreich zu machen, entgültig ein Traum geworden ...
14.5.1906: Carl Schurz gestorben. Burschenschaft Frankonia Bonn. Floh 1849 in die USA. Politiker. 1877 Innenminister der USA! (Lex)
5.4.1908: Herbert von Karajan geboren. Alldeutsche Gymnasialverbindung (Burschenschaft) Rugia Salzburg.
1.8.1911: Konrad Duden gestorben. Burschenschaft Alte Germania Bonn. Sprachwissenschaftler. Rechtschreibwörterbuch.
26.9.1914: Herman Löns, Landsmannschaft Cimbria Greifswald, gefallen.
11.11.1914: Schlacht von Langemarck.
20.3.1915: Rudolf Kirchschläger geboren. MKV Waldmark Horn. Österreichischer Bundespräsident 1974-1986.
21.10.1916: Österr. Ministerpräsident Karl von Stürgkh vom Sozialdemokraten Friedrich Adler ermordet.
2.4.1917: US-Präsident Wilson im Senat: Bezeichnete die kommunistische Februarrevolution samt Abdankung des Zaren als "wundervolle und herzbewegene Dinge", gut passend in sein Ziel: Die Zerschlagung Mitteleuropas.
16.10.1917: Walter Flex, Burschenschaft Bubenruthia Erlangen, bei der Gefangennahme russischer Soldaten gefallen. Schriftsteller, Verfasser von "Wanderer zwischen beiden Welten".
11.11.1917: Hans Kudlich, Burschenschaft Markomannia Prag, der Bauernbefreier gestorben. (Lex)
6.1.1918: Engelbert Pernerstorfer, Burschenschaft Braune Arminia Wien, gestorben. Begründer des Deutschen Schulvereins, Mitarbeiter am Linzer Programm, Herausgeber der "Deutschen Worte". Deutschnationales Weltbild, Sozialdemokrat. (Lex)
8.1.1918: US-Präsident Wilson verkündete seine 14 Punkte eines gerechten Friedens: (tlw.)
9. Berichtigung der italienischen Grenzen nach klar erkennbarem nationalem Besitzstand.
10. Freieste Möglichkeit zur autonomen Entwicklung für die Völker in Österreich-Ungarn.
14. Schaffung eines Völkerbundes.
21.10.1918: Proklamation der provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs im NÖ.Landhaus. Sie beanspruchte, analog den anderen Nationalräten, die vom deutschen Volk in der Monarchie bewohnten Gebiete. Unter anderem auch die deutschen Gebiete Böhmens und Mährens, in denen 3,5 Millionen deutsche Bürger wohnten, die selbst auch zu Deutschösterreich wollten. Natürlich dachten alle politischen Parteien genauso. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Viktor Adler sagte:
"Wir erkennen das Selbstbestimmungsrecht der slawischen und romanischen Völker ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung an. Wir fordern es ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung auch für unser deutsches Volk".
Auch über die Staatsform war man sich einig. Viktor Adler: "Wir werden dafür kämpfen, daß der deutschösterreichische Staat zu einer demokratischen Republik werde." Worauf ihm die Abgeordneten zujubelten: "Hoch die deutsche Republik!". Und der Vorsitzende Dr. Waldner schloß mit den Worten: "Zum ersten Male begrüße ich unser Volk mit dem Ruf: Heil Deutschösterreich!"
Der Burschenschafter Dr. Franz Dinghofer (Ostmark Graz) wurde erster Präsident dieser Provisorischen Nationalversammlung.
24.10.1918: Grenzziehung des neuen Staates Deutschösterreichs. Das ganze deutsche Siedlungsgebiet, insbesonders auch jenes der Sprachinseln, sollte als Gebiet des neuen Landes berücksichtigt werden:
Untersteiermark: Marburg, Pettau, Cilli.
Böhmen: Reichenberg, Karlsbad, Eger, Budweis.
Mähren: Brünn, Znaim, Feldsberg, Lundenburg, Iglau.
Krain: Gottschee.
Südtirol: Bozen, Meran, Brixen.
Schlesien: Troppau, Teschen.
Sie alle deponierten den Wunsch nach Zugehörigkeit zu Deutschösterreich. Bei Kundgebungen der Bevölkerung in all diesen Gebieten wurde die Vereinigung mit Deutschösterreich gefordert.
30.10.1918: Provisorischer Staatsrat. Gründung des Staates "Deutschösterreich", vom Balkon des Landhauses in der Herrengasse der harrenden Bevölkerung verkündet. Die Note an Präsident Wilson lautete:
Der neue Staat beansprucht die Gebietshoheit über all jene Gebiete des bisherigen Österreich, in denen Deutsche die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Er erkennt den anderen Nationen der Monarchie das Recht zu, ihre Stellung ... in voller Freiheit zu bestimmen und fordert dasselbe Recht auch für die deutsche Nation! In Böhmen, Mähren und Schlesien leben 3.512.682 Deutsche.
31.10.1918: Sozialdemokratischer Parteitag: "Deutsch-Österreich ist, auf sich selbst gestellt, kein wirtschaftlich lebensfähiges Gebilde. Wollen sich die anderen Nationen von Deutsch-Österreich vollständig trennen, ... dann muß die deutsch-österreichische Republik als ein selbständiger Bundesstaat dem Deutschen Reich beitreten".
Deutlich wurde hier der Anschluß gefordert: Von der sozialdemokratischen Partei.
2.11.1918: Otto Bauer, Sozialdemokrat, schrieb in der Arbeiterzeitung: "Dieses Deutschösterreich ist, auf sich selbst gestellt, für sich allein, kein möglicher Staat. ... Darum müssen wir das Recht beanspruchen, den Anschluß dort zu suchen, wo wir ihn finden können, wo wir von Natur aus hingehören: ... den Anschluß beim Deutschen Reich suchen."
10.11.1918: Arbeiter-Zeitung: "Aus den Trümmern erhebt sich, frei und gewaltig, die deutsche Republik, die alle deutschen Stämme vereinigen wird."
11.11.1918, vormittags: Der Staatsrat nahm das vom Sozialdemokraten Karl Renner vorgelegte "Gesetz über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich" an.
11.11.1918: Kaiser Karl von Österreich-Ungarn unterschrieb um 15 Uhr das Manifest an sein Volk: "Im voraus erkenne Ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft."
12.11.1918: Einstimmige Annahme des Gesetzes über die Errichtung der Republik und den Anschluß an das Deutsche Reich. Vom Burschenschafter und Präsidenten der nun nicht mehr Provisorischen Nationalversammlung Franz Dinghofer wurde diese Republik mit den Worten "Die alte Zeit ist vorüber, eine neue, freiere, friedlichere und frohe Zukunft bricht an...Das Ziel unserer politischen Entwicklung, die Vereinigung mit der jungen Republik Deutschland, ist erreicht!" ausgerufen.
Die Babenberger-Farben Rot-Weiß-Rot stiegen auf den Masten hoch. Doch dann entfalteten die Kommunisten und ihre Rote Garde ihr Transparent "Hoch die sozialistische Republik" (d.h. in heutiger Sprache: Die kommunistische Rätediktatur), rissen aus der rot-weiß-roten Fahne den weißen Streifen heraus, eröffneten aus den zahlreich mitgebrachten Gewehren das Feuer und stürmten gegen das Parlament. Zwei Tote blieben zurück. Zwar kein Staatsstreich, aber der Versuch eines Putsches. Die Kommunisten zeigten bereits am zweiten Tage dieser jungen Republik ihre gewaltsame und antiösterreichische Art.
22.11.1918: Die Nationalversammlung von Deutsch-Österreich erklärte die von 3,5 Millionen Deutschen bewohnten Gebiete der Österreichischen Länder Böhmen und Mähren als Bestandteile der Republik Deutsch-Österreich.
27.11.1918: Frauenwahlrecht beschlossen, von der provisorischen Nationalversammlung Deutsch-Österreichs unter dem Vorsitzenden Franz Dinghofer, Burschenschaft Ostmark Graz.
30.11.1918: Der kärntner Ort Völkermarkt wurde von jugoslawischen Truppen besetzt.
Es kam zur spontanen Bildung von Heimatwehren. Maßgebend waren daran beteiligt: Der Landesverweser Kärntens, Arthur Lemisch, pennale Burschenschaft Tauriska Klagenfurt, akademische Burschenschaft Suevia Innsbruck, und Hans Steinacher, ein Vereinsstudent.
5.12.1918: Beschluß zum bewaffneten Widerstand von der Kärntner Landesregierung. Hauptmann Ludwig Hülgerth wurde zum Landesbefehlshaber bestellt und in Anwendung des Selbstbestimmungsrechtes beauftragt, die Heimat vor dem weiteren Eindringen der südslawischen Truppen zu schützen. Der "Kärntner Abwehrkampf" hatte begonnen.
Hier waren in vorderster Linie Waffenstudenten zu nennen. Es kam zur Bildung von akademischen Legionen an den steirischen Hochschulen aus den Burschenschaften Rhaetogermania, Frankonia, Leder und anderen und aus den Corps Schacht, Joannea. Die Studenten zogen mit ihren Farbenbändern über den Uniformen in den Kampf, nicht durch einen Eid zum Gehorsam gezwungen, sondern freiwillig und durchdrungen von dem flammenden Willen, die Heimat gegen den anstürmrnden Feind zu verteidigen. Die Begeisterung war nicht geringer als vor fünf Jahren, auch jetzt gab es keine verschiedenen Parteienmeinungen: Es ging um die Heimat. Wieder waren es die jungen und jüngsten Farbstudenten, die durch Einsatz und Opfermut hervorstachen: Die pennale Burschenschaft Normannia Klagenfurt rückte mit 53 Mitgliedern ein, die pennale Burschenschaft Arminia Villach und viele andere ebenso.
Zum vorigen Chronikteil Zum Anfang Zum nächsten Chronikteil