Die Freiheit, eines der demokratischen Grundrechte, wurde von unseren Vorfahren bei der Gründung der Burschenschaft im Jahre 1815 zum ersten Mal im deutschen Raume gefordert, aber von der Obrigkeit, den Fürsten, nicht gewährt. 1832 erfolgte am Hambacher Fest ein kurzes Aufflackern der Freiheitsflamme, das war jedoch nicht mehr als ein kurzer Lichtschein.
Die bange Nacht der Unfreiheit währte bis zum März 1848. Doch da loderte die Flamme der Freiheit auf, und wurde zur glühenden Revolution!
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit wurden von den Burschenschaftern der Revolution 1848 gefordert und kühn erkämpft! Doch die Truppen des Kaisers bombardierten Wien und brachten damit die Freiheitsflamme wieder zum Erlöschen.
Diese, erst viel später endgültig erkämpfte Freiheit hatte auch der junge Dichter Friedrich Schiller zu seinem zentralen Thema gemacht. Mit seinen "Räubern" entfachte er deutschlandweit eine riesige Begeisterung. Man kann ihn guten Gewissens als Vordenker der Freiheitsbewegungen bezeichnen: "Sire, geben Sie Gedankenfreiheit".
Friedrich Schiller starb 1805. Aus Anlass seines 200. Todestages wurde in der Wiener Hofburg in bester studentischer Tradition der Schillerkommers zelebriert. Während der ÖTB Spielmannszug Graz spielte, warteten die ca. 1000 Teilnehmer gespannt auf den Einzug der Chargierten.
Unter den Klängen schneidiger Marschmusik zogen die Chargierten der einzelnen Korporationen ein und nahmen an der großen Präsidiumstafel Platz. Die Präsidierenden, die Burschenschaften Normannia Leipzig zu Marburg und Olympia Wien begrüßten alle Anwesenden und eröffneten den Kommers mit dem Lied "Sind wir vereint zu guter Stunde..."
Zur speziellen Begrüßung ergriff Hr. Sucher (Burschenschaft Olympia) das Wort und sprach zunächst kurz zur allgemeinen Lage und sagte: "Parteien kommen und gehen, wir aber bleiben bestehen!" Er begrüßte die akademischen Professoren wie (hier o.T.) Kuich, Wanek, Pendl, Würzner, Stefan; die Politiker Strache, Haupt, Stadler, Kabas, Herzog, Jung, Kowarik, Blind sowie weitere prominente Persönlichkeiten. |
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Zuletzt begrüßte er die Leute von der Presse und besonders die Freunde von der Polizei, "die immer zur Stelle sind, wenn der linke Mob randaliert". |
Dann sangen wir das Lied: "Wir hatten gebauet ein stattliches Haus."
Dieses Lied schrieb Daniel August von Binzer nach der Auflösung der Burschenschaft 1819, nachdem der Student Karl Ludwig Sand den Schriftsteller August von Kotzebue ermordet hatte. Kotzebue hatte in der regierungstreuen und meinungsveröffentlichenden Presse üble und unwahre Hetzartikel über die Burschenschaft geschrieben, was den religiösen und wahrheitsliebenden Sand zutiefst empörte. |
Die Festrede mit dem Titel "50 Jahre Freiheit Österreichs" hielt H.C. Strache, pennaler Burschenschafter, Wiener Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der FPÖ. Er kommentierte zuerst die aktuelle politische Lage, speziell die EU Abstimmung und sagte:
"... es gilt Widerstand zu leisten |
Dann kam er auf die 50 Jahre Freiheit zu sprechen, die seit dem Staatsvertrag 1955 unser Land als souveräner Staat erlebte. Denn nach 1945 sei keine echte Freiheit entstanden, sondern eben ein besetztes Land, in dem fremde Besatzungsmächte das Sagen hatten. Und er zitierte die Historikerin Erika Weinzierl, die über die Gräuel der Besatzungszeit berichtet hatte. Wir Korporierte seien immer für die Freiheit eingetreten, denn die Rede- und Meinungsfreiheit war eines der Hauptthemen der Burschenschaft seit der Gründung.
Zum Totengedenken, das seit Jahren für alle Gefallenen der Weltkriege am 8. Mai stattfindet, meinte er:
"Alle Opfer verdienen unseren Respekt |
Nach dieser hervorragenden Rede passte das Lied "Freiheit, die ich meine" wie kein zweites und nach dem darauffolgendem Kolloquium brachte uns Dr. Wilhelm Seledec die unsterblichen Werke Schillers näher. Viele von uns werden die Balladen, wie zum Beispiel "Das Lied der Glocke" oder "Der Taucher" noch aus der Schulzeit in Erinnerung haben und die Dramen sind Höhepunkte unserer deutschen Literatur.
Anschließend trat nochmals Ing. Sucher ans Rednerpult, um nachzuholen, was er zuvor vergessen hatte: Er begrüßte die Corps sowie die Mädelschaft Freya und bedankte sich beim Saaldienst, dem "Schild und Wehr gegen die gewaltbereite Linke".
In der Rede "Schiller und das nationale Studententum" sprach der Festredner Mag. Harald Stefan über den Freiheitsgedanken, der seit der Gründung der Burschenschaft 1815 deren Zentralthema ist.
Harald Stefan sagte: | |
"Die Energie, die von den deutschen Studentenverbindungen - egal unter welchen staatlichen und politischen Vorzeichen - seit ihrer Gründung ausgeht, ist enorm. Nicht umsonst können wir darauf verweisen, dass bei allen fortschrittlich positiven Ereignissen Burschenschafter maßgeblich beteiligt waren - bei der Revolution 1848, im Frankfurter Paulskirchenparlament, bei der Etablierung der Freiheitsrechte in den verschiedenen Verfassungen, bei den Freikorpskämpfen nach dem Ersten Weltkrieg, im Südtiroler Freiheitskampf, und beim beharrlichen Kampf gegen die Perversion des sogenannten Antifaschistischen Schutzwalls der "DDR", dieser blutigen Grenze mitten durch Deutschland." |
Denn auch vor 1990, vor dem Niederreißen des "antifaschistischen Schutzwalles" waren die Burschenschaften die einzigen, die mahnende Worte für die Wiedervereinigung erhoben hatten. Die Selbstbestimmung ist eines der fundamentalen Menschenrechte und dieses wurde den Bürgern im linken Unrechtsstaat vorenthalten. Alle anderen hatten sich dem Zeitgeist angepaßt und mit der Existenz der "DDR" abgefunden und deren Regierung sogar hofiert.
Aber Ablehnung des Zeitgeistes heißt nicht Gegenwartsverweigerung, denn wer etwas bewegen will, darf sich den modernen Kommunikationswegen und deren Ausdrucksformen nicht verweigern.
Die Erziehung in der Burschenschaft in den historischen, naturwissenschaftlichen, philosophischen und kulturellen Grundlagen unserer Weltanschauung gereicht dem einzelnen Mitglied auch in seinem privaten und beruflichen Leben zum Vorteil. Er schloß mit den Worten:
"190 Jahre deutsche Burschenschaften |
Auf diese mit lang anhaltendem Applaus bedacht Rede paßte das von Schiller 1797 selbst gedichtete Lied: "Wohlauf Kameraden, aufs Pferd" wie kein zweites:
Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! Auf des Degens Spitze die Welt jetzt liegt, Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt, Friedrich Schiller, 1797 |
Es sitzt keine Krone so fest, so hoch,
Der mutige Springer erreicht sie doch.
Diese Aufforderung Schillers beherzigten die Burschenschafter 1817 am Wartburgfest, als sie von den Fürsten -von der Krone- die Menschenrechte wie Meinunggsfreiheit und Pressefreiheit forderten.
In der Redefreiheit erinnerte Dr. Reimer Timmel an die Vorlesung, die Schiller an der Universität Jena unter dem Titel "Was ist und zu welchem Zweck lehrt man Universalgeschichte?" hielt und die auch dadurch den Boden für die liberale Atmosphäre bereitete, wonach es geradezu zwingend in Jena zur Gründung der Burschenschaft kam.
Auch Bundesminister a.D. Herbert Haupt ergriff das Wort und sagte, daß wir nicht nur 50 Jahre befreites Österreich feiern würden, sondern auch 85 Jahre Kärntner Volksabstimmung. Doch als er auf die Einigkeit im freiheitlichen Lager zu sprechen kam und sagte: "Ich bleibe Waffenstudent bis zu meinem Tode", wurden Zwischenrufe wie "Erst horrende Schulden verursachen und dann sich schleichen!" laut.
Zum Abschluß sangen wir alle das "Lied der Deutschen". Wohlgemerkt, wir haben nicht das Deutschlandlied gesungen, sondern das "Lied der Deutschen", als ein Lied, das unsere ethnische Zugehörigkeit mit wunderschönen Worten und Melodien ausdrückt! Und das von einem Burschenschafter, Heinrich Hofmann von Fallersleben, stammt und damit unser Lied ist.
Der Kommers endete mit dem Auszug der Chargierten, die in umgekehrter Reihenfolge den Saal verließen. Als vorletzte die Burschenschaft Olympia und als letzte die Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft, die Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg.
Damit endete der Schillerkommers.