Burschenschaft Aldania Wien,
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Die Grundrechte
des Deutschen Volkes!

Heute vor 165 Jahren, am 28. Dezember 1848, wurden von der Deutschen Nationalversammlung, die in der Paulskirche in Frankfurt am Main tagte, die Grundrechte des Deutschen Volkes verkündet.

Die Grundrechte
des Deutschen Volkes:

  • Freiheit der Person,
  • Freiheit der Meinungsäußerung,
  • Glaubens- und Gewissensfreiheit,
  • Versammlungs- und Koalitionsfreiheit,
  • Gleichheit vor dem Gesetz,
  • Berufsfreiheit,
  • Unverletzlichkeit des Eigentums

 

Faksimile des Originaltextes:

Allegorische Darstellung: Die Grundrechte des Deutschen Volkes (463 kB)

 

Die Deutsche Nationalversammlung:

Die deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche trat am 18. Mai 1848 in Frankfurt am Main zusammen. Sie wurde aus Vertretern aller deutschen Länder gewählt, und zwar nicht von den regierenden Fürsten, sondern vom Volk in einer demokratischen Wahl "ohne Rücksicht auf Zensus, Glaubensbekenntnis und Standesunterschied" von allen Volljährigen.

Diese Nationalversammlung sollte einen Grundrechtekatalog und vor allem eine künftige Verfassung Deutschlands ausarbeiten, welche ja schon 1815 nach dem Sturz Napoleons versprochen worden war, aber nie gewährt wurde.

Deshalb wurde von allen Demokraten, vor allem aber von der Burschenschaft, die Gründung eines neuen Deutschlands in Einigkeit und Freiheit gefordert.

 

Deutsche Nationalversammlung: Österreicher mit dabei !
Die Abgeordneten wurden von allen deutschen Ländern gewählt, natürlich auch von Österreich:

Wien: Anton von Schmerling, Alfred Weber u.a.;
Wahlkreis Österreich ob der Enns: Georg Achleitner;
Wahlkreis Österreich unter der Enns in Waidhofen an der Thaya: Wilhelm Beinhauer;
Cilli (Untersteiermark, heute Celje): Alois Mareck;
Ofen (heute Budapest): Franz Victor;
Meran: Beda Weber;
Wahlkreis Krain in Laibach: Anton Alexander von Auersperg, der Dichter Anastasius Grün;
Wahlkreis Leitmeritz in Böhmen: Moritz Hartmann.

Der Abgeordnete Moritz Hartmann aus Leitmeritz brachte es auf den Punkt:

Wir Österreicher sind nicht hergekommen als verlorene Söhne, um Eingang in das Vaterland zu betteln. Wir sind hier zu Hause und haben ein Recht, hier zu sitzen wie alle anderen Deutschen.

 

Präsident und Staatsoberhaupt:
Diese Nationalversammlung bestand aus mehreren Fraktionen. Die Vertreter der demokratischen Linken (wie der Burschenschafter Robert Blum) wollten die Republik als Staatsform; die konservative Rechte hingegen tendierte zur Monarchie.

Als Präsident wurde Heinrich von Gagern gewählt; ein sehr besonnener, aber bestimmt auftretender hessischer Jurist, der der Heidelberger Burschenschaft angehört.
Heinrich von Gagern schlägt vor, die künftige Zentralgewalt einem Reichsverweser mit verantwortlichen Ministern zu übertragen, der in einer freien Wahl gewählt werden würde.

Am 29.6.1848 verkündete der Burschenschafter Heinrich von Gagern:

Ich proklamiere hiermit
Johann, Erzherzog von Österreich,
zum Reichsverweser über Deutschland.

In Wien trat Erzherzog Johann mit der Frankfurter Delegation auf den Balkon der Hofburg und sagt:

"Glauben Sie,
aus diesem Tag wird großes Heil für Deutschland entstehen !"

 

Grundlegende Prinzipien: Menschenrechte, Achtung und Toleranz !
Grundlegendes Prinzip war die Achtung vor nichtdeutschen Einwohnern und Völkern.
Der Abgeordnete Alois Mareck aus Cilli forderte:

  • "Zur Unterdrückung irgend einer Nation nie die Hand zu bieten".
  • Die Paulskirche solle "allen nichtdeutschen Staatsbürgern versichern, dass ihnen alle Rechte deutscher Staatsbürger gewährt und die Aufrechterhaltung und Achtung ihrer Nationalität garantiert werde".

Am 31. Mai 1848 erkannte die Nationalversammlung feierlich das Recht nichtdeutscher Volksstämme auf deutschem Bundesboden an, ihr Volkstum ungehindert wahren zu können.  In Kirche, Unterricht, Literatur, innerer Verwaltung und Rechtspflege garantieren sie Gleichberechtigung der jeweiligen Völker.

Alle Rechte, die eine Gesamtverfassung dem deutschen Volk gewährleisten würde, sollten auch diesen Völkern zugestanden werden.

 

Die deutsche Nationalversammlung gelobte:

"Niemals soll auf deutschem Boden weder der Slawe, noch der dänisch redende Nordschleswiger, noch der italienisch redende Bewohner Süddeutschlands (Trient, Bozen), noch wer sonst uns angehörig in fremder Zunge spricht, zu klagen haben, daß ihm seine Stammesart verkümmert werde oder die deutsche Bundeshand sich ihm entzieht, wo es geht."

In Prag hingegen schlug der österreichische Feldmarschall Fürst Windischgrätz die die Menschenrechte fordernden slawischen Revolutionäre nieder.

 

 


Nachbetrachtung:

Der 28. Dezember sollte eigentlich ein Feiertag sein: An diesem Tage wurden zum ersten Male in der deutschen Geschichte die Menschenrechte von einer offiziellen verfassungsgebenden Körperschaft niedergeschrieben und als Verfasssungsgesetz verkündet.

Denn alle vorhergehenden Unternehmungen dieser Art waren mehr oder weniger "inoffiziell", da sie von oppositiellen Gruppen teilweise unter Lebensgefahr formuliert wurden, dann nur behutsam und zögerlich veröffentlicht werden konnten und natürlich von den regierenden Fürsten beim Bekanntwerden sofort als Hochverrat gebrandmarkt worden sind.

Die vorangegangen Unternehmungen:

  • Zum ersten Mal wurden die Menschenrechte bei der Gründung der Burschenschaft im Jahre 1815 verkündet, wenn auch nur in rudimentärer Form.

  • Auf dem Wartburfest 1817 erfolgte dann die genaue Ausarbeitung der Wünsche, nein der Forderungen, die die Burschenschaft im Bewußtsein der eigenen moralischen Kraft an das Volk, mehr aber noch an die Fürsten richtete: Die "Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktober" waren ein Programm, das in mancher Hinsicht weit in die Zukunft zeigte, modern und doch auch realistisch maßvoll.
    Metternich, der politisch korrekte Diktator, erkannte zwar die Zeichen der Zeit, mißinterpretierte sie jedoch. Und die Ermordung Kotzebues, eines zweitklassigen Schreiberlings, der gegen die Burschenschaft hetzte, bot den willkommenen Anlaß, endlich die verhaßten Burschenschaften samt deren demokratischem Geschmeiss zu verbieten und gleich auch noch die Universitäten mit DeutschÖsterreichischenWeisungen zu überwachen.
    "Metternich schau oba" wird er wohl nicht gesagt haben und "Orwell 1984" kannte er noch nicht und die NSA schon gar nicht, obwohl er wahrscheinlich viel Freude damit gehabt hätte.

  • Das nächste Lodern der Freiheitsundmenschenrechtsflamme erfolgte auf dem Hambacher Fest 1832, als die Farben der Burschenschaft schwarz-rot-gold, die bis dahin nur im Geheimen gezeigt und getragen wurden, zu den Farben des Deutschen Volkes erhoben wurden und die Menschenrechte erneut von den Rednern proklamiert wurden, etwas lauter als 1817 und dafür prompt von Metternich mit den verschiedenesten Strafen belegt wurden. Berufsverbote wurden auferlegt, Todesurteile ausgesprochen und viele konnten sich nur durch die Flucht retten, viele nach Amerika. Der Aderlaß der Intelligenz nach Amerika war riesig, ähnlich der manch anderer viel später erzwungenen Vertreibung.

  • Die Revolution 1848: Am 12.3.1848 wird unter der schwarz-rot-goldenen Trikolore der Burschenschafter- Studenten in Wien an den Kaiser Ferdinand I. eine Petition überreicht, die Vertreter der Burschenschaften Arminia und Germania erarbeitet hatten.
    Der jüdische Arzt Dr. Adolf Fischhof spricht vor dem Landhaus in Wien vor der aufgebrachten Menge und wiederholt die am Vortag von Burschenschaftern aufgestellten Forderungen:

    "Wir haben heute eine ernste Mission zu erfüllen:
    ein Herz zu fassen, entschlossen zu sein,
    und mutig auszuharren.
    Wer an diesem Tage keinen Mut hat, gehört in die Kinderstube.
    Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Lehr- und Lernfreiheit,
    verantwortliche Minister, Volksvertretung, Volksbewaffnung und
    Anschluß an Deutschland ist das Ziel.
    Das Damoklesschwert der Polizei schwebt über meinem Haupte.
    Aber ich sage es wie Hutten:
    Ich habs gewagt, ich bin der Dr. Fischhof."

Schöne Erfolge wurden erzielt, doch am Ende siegte die Gewalt: Die kaiserlichen Truppen unter dem Feldmarschall Fürst Windischgrätz bombardierten Wien, wie schon zu Pfingsten Prag, und brachten die Revolution zum Erliegen. Freiheit, Demokratie und Menschenwürde wurden von den Bomben zerfetzt und versanken im Schutt der niederstürzenden Mauern.

Auch die Deutsche Nationalversammlung wurde mit Waffengewalt auseinandergetrieben.

 

Fürst Windischgrätz ist damit nicht nur der Totengräber der demokratischen Freiheitsbewegungen, er ist auch Schuld an den furchtbaren Ereignissen des 1. Weltkrieges und des nationalsozialistischen Regimes mit seinen mörderischen Untaten. Denn hätte es ein Deutschland nach den hehren Vorstellungen der Deutschen Nationalversammlung gegeben, wären nichtdeutsche Völker ebenso entsprechend gewürdigt worden und ein Adolf Hitler wäre gar nicht auf so abstruse Ideen gekommen, oder wahrscheinlicher noch, es hätte ihn gar nicht gegeben ...

Danke, Windischgrätz, auch dafür, daß ich das Land eines Teiles meiner Vorfahren, Ostpreußen, nicht als deutsches Land besuchen kann und dort ein stilles Totengedenken abhalten kann.

Wo auch immer er jetzt ist, im Himmel oder doch in der Hölle, ich hoffe, daß er sich jetzt mit Grausen abwendet.

 

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